29.Wehen-RWE

SV Wehen Wiesbaden - FC Rot-Weiß Erfurt 2:0

Fast schon unter Zwang mussten sich Erfurts Spieler gestern nach dem Abpfiff in der Wiesbadener BRITA-Arena den gut 300 mitgereisten Fans stellen. Dass sie sich dabei nach der 0:2-Niederlage ihre Schelte abholten, versteht sich von selbst. «Wir haben die Schn... voll», skandierte der rot-weiße Anhang, der wie schon zuletzt nach der Niederlage nur einen von der Kritik herausnahm, Dirk Orlishausen. «Uns steht eine eklige Zeit bevor», ahnt Erfurts Keeper.

Die Luft wird in der Tabelle immer dünner. Auch für Sportchef Rainer Hörgl? Der 53-Jährige verschwand nach Spielschluss als erster ebenso wortlos und mit versteinerter Miene in die Kabine wie Klubchef Rolf Rombach, ehe er später vor der Presse zugab, dass die Begegnung ein Spiegelbild der vergangenen Spiele gewesen sei, weil momentan keine klaren Aktionen nach vorn gelingen würden.

Zufall oder nicht, auf der Tribüne hatten sich neben dem Koblenzer Patrick Sander mit Gerd Dais, Erfurts Ex-Coach Pavel Dotchev und Rudi Bommer auch drei momentan arbeitslose Trainer die Partie angeschaut ...

Vom FC Rot-Weiß sahen sie in den 90 Minuten jedoch so gut wie nichts - nicht einen einzigen Eckball, ganze zwei Torschüsse. Martin Hauswald verfehlte da das Tor aus 20 Metern nur knapp (10.), Dennis Malura traf kurz vor dem Pausenpfiff nur das Außennetz (42.). Da lag seine Mannschaft schon zurück. Und auch wenn es ein zweifelhafter Handstrafstoß war, den Innenverteidiger Martin Pohl («Soll ich mir in der Szene die Hand abhacken?») im Zweikampf mit Wehens Marcel Ziemer verschuldet haben sollte, das 0:1 war zu diesem Zeitpunkt verdient. Die Gastgeber hielten von Beginn an das Zepter in der Hand, wollten sich mit aller Macht aus der sportlichen Krise schießen. «Die haben uns gezeigt, wie man sich in einer solchen Situation reinknien muss», lobte selbst Orlishausen den Gegner.

Und der FC Rot-Weiß? Er verweigerte nach dem Rückstand fast schon jegliches Aufbäumen. «Wir spielen», gab Malura später enttäuscht zu, «im Moment keinen Fußball mehr.» Das wird Erfurts rechter Verteidiger am Mittwoch im Derby gegen Jena ohnehin nicht tun. Er sah gestern sein fünftes Gelb.

Während Hörgl mit dem Anstoß an seinem zuletzt erfolglosen 4-2-3-1-System festhielt (nur Hillebrand und Hauswald ersetzten den gesperrten Julien Humbert bzw. den an einer Sprunggelenksverletzung leidenden Thiago Rockbach da Silva), stellte er nach dem Wechsel auf 4-4-2 um - erfolglos. Denn im zweiten Durchgang passierte bis auf einen Freistoß von Thomas Ströhl (59.) rein gar nichts in Richtung Wehener Tor. Stattdessen gab es auf der anderen Seite aus Erfurter Sicht das 0:2, als Abwehrspieler Thorsten Barg nach einer Ecke unbedrängt einköpfen konnte (66.). Schlimmeres verhinderte danach einzig Dirk Orlishausen, der gegen den frei durchgelaufenen Jovan Damjanovic Sieger blieb (77.).



Trainerstimmen

Rainer Hörgl (FC Rot-Weiß Erfurt): "Unser Spiel war Spiegelbild der letzten Spiele. Im Ansatz war das gar nicht so schlecht. Der Druck nach vorn hat heute aber einfach gefehlt. Wir wurden schnell bestraft mit dem Elfmeter, das war eine harte Entscheidung für uns. In der zweiten Halbzeit haben wir noch mal alles versucht. Wir sind im Moment nicht in der Lage für klare Aktionen nach vorne zu sorgen, deshalb stehen wir heute wieder mit leeren Händen da."

Gino Littieri (W' Wiesbaden): "Ich habe von meiner Mannschaft ein starkes Spiel gesehen. Von der ersten Minute an sind wir aggressiv in die Partie gegangen. Aus dem Spiel heraus hat mein Team keine Chancen für Erfurt zugelassen. Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Jetzt müssen wir da weitermachen wo wir heute aufgehört haben. Mein Team hat wirklich Großes geleistet."



Statistik

Wehen: Domaschke - Billick, Barg, Schönheim, Benjamin Hübner - Reinert, Boskovic, Wolf, Bohl (68. Kunert) - Öztürk (46. Ziegenbein), Ziemer (64. Damjanovic)

FC Rot-Weiß Erfurt: Orlishausen - Malura, Pohl, Möckel, Ströhl - Bölstler, Hillebrand - Pagenburg (71. Smisek), Becker, Hauswald (64. Semmer) - Lüttmann (46. Kammlott)

Tore:
1:0 Ziemer (20., Handelfmeter), 2:0 Barg (66.)

Zuschauer:
3.113

Schiedsrichter: Robert Hartmann (Augsburg)



Rene Arand / 21.03.10 / TLZ



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