13.RWE-Wilhelmshaven

FC Rot-Weiß Erfurt - SV Wilhelmshaven 1:0

Der Höhenflug hält an. Auch vom starken Aufsteiger Wilhelmshaven ließ sich der FC Rot-Weiß nicht stoppen. Durch den hart erkämpften 1:0-Heimerfolg rückten die Erfurter bis auf einen Punkt an die Aufstiegsplätze heran.

Doch große Worte waren von den Rot-Weißen auch nach dem sechsten Sieg in Folge nicht zu hören. Vorstand Rolf Rombach mahnte trotz aller Freude über die "tolle Serie" zu Ruhe und Besonnenheit: "Wir dürfen jetzt nicht abheben." Damit liegt er auf einer Wellenlänge mit Trainer Pavel Dotchev, der die beeindruckende Aufholjagd von einem Abstiegsplatz auf den vierten Rang realistisch einzuschätzen weiß: "Wir machen nicht so viel anders. Nur die Ergebnisse stimmen jetzt." Da bedurfte es schon seines Kollegen Wolfgang Steinbach, der die Erfurter zu einer "Spitzenmannschaft" erkor.

Schlechter war seine Elf während der intensiven 90 Minuten allerdings nicht. Der Neuling verengte geschickt die Räume, ging kompromisslos in die Zweikämpfe und ließ nur wenig Chancen des unveränderten Rot-Weiß-Teams zu. "Wir haben die Freiräume im Rücken von Wilhelmshavens Abwehr zu selten genutzt", kritisierte Dotchev hinterher. Häufig verpassten seine Akteure den entscheidenden Pass gegen die weit aufgerückte und auf Abseits spekulierende Gäste-Deckung. So er- gaben sich im ersten Durchgang kaum Möglichkeiten, zwei Mal scheiterte Stoppelkamp in aussichtsreicher Position (13./22.). Auf der Gegenseite zwang Wojcik mit einem 20-m-Schuss Ratajczak zu einer Glanztat (6.). Meist kämpften beide Teams zwischen den Strafräumen um Ball und Raum. "Niemand wollte zu großes Risiko gehen", sagte Steinbach und ärgerte sich umso mehr, dass die erste Unaufmerksamkeit seiner Mannschaft kurz vor dem Wechsel zum entscheidenden Gegentor geführt hatte. Nach einer Schnetzler-Flanke kam Kumbela völlig frei zum Kopfball und vollendete mit seinem fünften Saisontreffer (43.).

Der Schock bei den Norddeutschen saß tief. Sie hatten es nach der Pause nur ihrem Torwart und der Erfurter Abschlussschwäche zu verdanken, nicht aussichtslos in Rückstand geraten zu sein. Damerow parierte gegen Bunjaku (47.) und Kumbela (50.). Zudem verfehlten erneut Bunjaku (52.) sowie Brunnemann per Direktabnahme (58.) das Ziel. "Hätten wir in dieser Phase das 2:0 erzielt, hätten wir nicht bis zum Ende zittern müssen", bekannte Lars Heller später.

Der 29-Jährige gehörte auch diesmal zu den Garanten, dass Rot-Weiß zum sechsten Mal in dieser Saison zu null spielte. Kompromiss- und schnörkellos verteidigte er die linke Seite, die ihm nach dem 0:2 gegen Dresden am sechsten Spieltag als neues Tätigkeitsfeld übertragen wurde. Während Trainer Dotchev die Professionalität lobt, mit der Heller den Wechsel aus der Innenverteidigung auf die Außenbahn vollzog, gesteht der Blondschopf: "Angenehm waren meine Erinnerungen nicht. In Oberhausen habe ich dort mal drei Spiele ausgeholfen - und das ging völlig daneben."

In Erfurt brachte die Umstellung Stabilität, weil Holst und Bertram in der Zentrale "besser zusammenpassen und sich auch schon ein Jahr kennen" (Dotchev) - und weil Heller dank seiner Erfahrung und Zweikampfstärke dem Gegner über links wenig gestattet. "Und wenn es läuft, fühlt man sich überall wohl", grinst der Verteidiger und fügt hinzu: "Ja doch, ich habe mich mittlerweile mit der Position angefreundet."

Alles andere wäre wohl auch nur schwer zu verstehen. Eine Siegesserie, wie sie der FC Rot-Weiß momentan erlebt, ist auch für den Linksbeiner neu. Allenfalls in der Jugend bei Union Berlin sei es mal so gut gelaufen, sagt er. Selbst in der Aufstiegssaison mit Dynamo Dresden 2003/04 hätte es solche verlustpunktfreie Wochen nicht gegeben. Dennoch erinnert ihn viel an jenes Jahr, in dem er es auf 23 Einsätze brachte. "Wir haben damals auch oft den Erfolg erzwungen", zieht Heller Parallelen, ohne jenes Glück zu negieren, das die Erfurter diesmal gegen Wilhelmshaven bemühten.

Nach der Druckphase zu Beginn der zweiten Hälfte überließ die Mannschaft dem Gegner das Feld. "Zu passiv" habe man in diesen turbulenten 20 Minuten agiert, "zu wenig nach vorn gespielt und die Entscheidung gesucht", bekennt Abwehrmann Heller. Vier Großchancen des Gegners galt es zu überstehen, ehe dessen Hoffnungen auf einen Punktgewinn nachließen. Zunächst parierte Ratajczak einen Kotula-Kopfball, beim Nachschuss brachte es der gerade eingewechselte Zimin nicht fertig, das Leder an Bertram vorbei ins leere Tor zu befördern (62.). Bei einem Kopfball nach der anschließenden Ecke war es der im zweiten Abschnitt auffällige Brückner, der retten musste. Bei Wojciks Direktschuss reagierte Ratajczak wiederum stark (71.). Allerdings trübten einige Unsicherheiten beim Mitspielen und Herauslaufen seine Klasse-Vorstellung auf der Linie.

Als das Leder dann doch im Netz zappelte, griff Schiedsrichter Zwayer ein. Wegen vorangegangenen Stürmerfouls im Luftduell zwischen Hagmann und Schnetzler erkannte er den Treffer nicht an. Sehr zum Leidwesen von Wilhelmshavens Trainer Steinbach: "Das war normaler Körpereinsatz." Auch Lars Heller sprach später vom "Glück des Tüchtigen", das die Rot-Weißen diesmal begleitete. Von höheren Zielen zu reden, sei es jedoch noch viel zu früh. "Außerdem sind die Erinnerungen an den Trubel, als wir vier Mal hintereinander verloren haben, noch zu frisch", erklärt der "Dauerbrenner" im Erfurter Team. Mit 1157 Spielminuten stand er im bisherigen Saisonverlauf so lange wie kein anderer Kollege auf dem Platz. Was dokumentiert, wie wichtig Heller ist.

Vor allem links.
Von Marco ALLES

Quelle: www.thueringer-allgemeine.de



Trainerstimmen

Pavel Dotchev (FC Rot-Weoß Erfurt): "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Ich wusste, dass es ein schweres Spiel wird. Wir haben in der ersten Halbzeit konzentriert gespielt und guten Kombinationsfußball geboten. Vorn fehlte aber etwas die Zielstrebigkeit. Das Führungstor war psychologisch sehr wichtig und schön herausgespielt. Nach dem Wechsel wollten wir nachlegen, haben aber aus den viele Möglichkeiten nicht das nötige 2:0 gemacht."

Wolfgang Steinbach (Wilhelmshaven): "Meine Rückkehr habe ich mir anders vorgestellt. Meine Mannschaft hat das Spiel ausgeglichenen gestaltet. Durch einen Stellungsfehler sind wir in Rückstand geraten. Nach dem Wechsel haben wir das Spiel komplett gedreht. Wir haben aber die Chancen nicht genutzt. So kann man eben nicht punkten. Ich mache der Mannschaft aber keinen Vorwurf. Wir haben engagiert gespielt."



Statistik

FC Rot-Weiß Erfurt: Ratajczak - Schnetzler, Bertram, Holst, Heller - Brunnemann (80. Görke), Stoppelkamp, Peßolat, Brückner - Bunjaku (87. Hebestreit), Kumbela

SV Wilhelmshaven: Damerow - Suchy (61. Zimin), Diamesso, Lekki, Barten - Özkaya (61. Mandel), Hagmann, Koza-Junior (75. Kolm), Kotula - Bella, Wojcik

Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)

Tor: 1:0 Kumbela (43.)

Karten: Peßolat - Özkaya, Suchy, Zimin

Zuschauer: 5149



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