05.RWE-Bremen

FC Rot-Weiß Erfurt - Werder Bremen II 3:1

Schlecht gespielt und doch gewonnen: Im Stile eines Spitzenteams schlug der FC Rot-Weiß die Bremer Reserve mit 3:1. Rund 1500 Fans feierten am Stadionzaun mit.

Außerhalb des Spielfeldes kommen sie fast schüchtern daher. Freundlich, zurückhaltend. So, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Doch auf dem Platz werden aus den "Engeln" gnadenlose Vollstrecker. Auch gegen Bremen II ließen sich Erfurts Stürmer Massimo Cannizzaro und Albert Bunjaku keine Chance entgehen. Ein Unterschied, der das Spiel entscheiden sollte.

"Der ist eiskalt vorm Tor", lobt Bunjaku den Kollegen. "Und ich bin auch cooler geworden", sagt der Schweizer. Obwohl sie nur selten auffielen, stellten die beiden Angreifer den dritten Sieg in Folge sicher. Beim 2:0 (34.) hatte Bunjaku mustergültig für Cannizzaro aufgelegt. Der Italiener revanchierte sich beim 3:1, als er den Sturmpartner bediente. Die Führung hatte der kurzfristig für Martin Hauswald (Magenprobleme) ins Team gerückte Denis Wolf besorgt. Sein Kopfball nach Thiago Rockenbachs Freistoß war unhaltbar (16.).

"Den Gegner spielen lassen - und selbst eiskalt zuschlagen", nannte Cannizzaro als Erfolgsrezept. Und Gäste-Trainer Thomas Wolter meinte anerkennend: "Wir haben Anschauungsunterricht in Sachen Effektivität erhalten." Seine junge Elf betrieb einen immensen Aufwand, spielte phasenweise sehenswert, doch Zählbares sprang nicht heraus. "Es ist wie immer; so, als ob ich nie weg war", sagte Wolter und sprach von einem "Déjà-vu-Erlebnis". Bereits im April hatte er mit seiner Mannschaft im Steigerwaldstadion 1:3 verloren.

Diesmal beeindruckten die Rot-Weißen jedoch nicht mit Spielfreude, sondern Konsequenz im Abschluss. "Wir waren brutal effektiv - mehr aber auch nicht", sagte Trainer Karsten Baumann. Er bemängelte Flüchtigkeitsfehler und Ballverluste. Dass dies mit dem leeren Stadion zu tun hatte, wollte er nicht ausschließen. Auch Cannizzaro bestätigte: "Es war schwer, 90 Minuten die innere Spannung zu halten."

Für zumindest ein wenig Heimspiel-Atmosphäre sorgten etwa 1500 Anhänger, die am Stadionzaun das Spiel verfolgten und ihre Mannschaft mit Gesängen und Sprechchören unterstützte. "Eine tolle Geste. Das spricht für die Erfurter Fankultur", fand Präsident Rolf Rombach. Und Bunjaku sagte: "Die sind echt klasse!" Allerdings freue er sich bereits auf das nächste Heimspiel. Denn ohne Stimmung im Stadion mache das Spielen nur halb so viel Spaß. So empfand es auch Bremens Trainer: "Das ist eine Katastrophe für uns alle. Wegen ein paar Idioten müssen die Fans draußen bleiben. Das hat mir sehr leid getan", sagte Wolter.

Der FC Rot-Weiß und seine Anhänger konnten die "erzieherische Maßnahme" (DFB-Vertreter Norbert Weise) mit dem errungenen Sieg leichter verschmerzen. Am Ende überwog die Freude über den Sprung auf den dritten Platz. Weil Bayern II nicht aufsteigen darf, würde der am Saisonende die zweite Liga bedeuten. Allerdings wehrte Trainer Baumann sofort ab: "Die Tabelle interessiert mich im Moment gar nicht. Wir müssen unseren Weg weitergehen", sagte er.

Dass er neben einer starken ersten Elf weitere gute Alternativen dafür hat, bewiesen Wolf und Jens Möckel. Der 20-Jährige war kurzfristig für Norman Loo-se eingesprungen, der zweieinhalb Stunden vor dem Spiel ins Krankenhaus zur Geburt seines Sohnes geeilt ist. Vertreter Möckel machte seine Sache ordentlich. Das Bremer Ehrentor zum 1:2 entsprang einem tollen 22-m-Freistoß von Artmann (52.).



31.08.2008 Von Marco ALLES

Quelle: www.thueringer-allgemeine.de



Ausgesperrt

Es waren nicht die angekündigten bis zu 3000 Fans, die den FC Rot-Weiß zum "Geisterspiel" gegen Bremen II vor dem Steiger-waldstadion unterstützen sollten. Die gekommenen 1500 sorgten dennoch für eine Heimspiel-Atmosphäre.

ERFURT. Die ersten Fans hatten sich bereits 10 Uhr am Südeingang des Stadions eingefunden, um sich die besten Plätze in der ersten Reihe zu sichern. Drinnen hing ein Plakat "Ausgesperrt - doch in Gedanken bei Mannschaft und Verein", am Zaun prangten viele Rot-Weiß-Fahnen. Kreativ zeigten sich einige Fans, die in Geisterkostümen erschienen.

"Es ist schön, dass so viele spontan an das Steigerwaldstadion gekommen sind", zeigte sich Fanbetreuer Danilo Knieling zufrieden und wies darauf hin, dass die Aktion ihren Ursprung in den Internetforen des FC Rot-Weiß hatte und weder vom Verein noch vom Fanprojekt dazu aufgerufen wurde. "Wir haben lediglich mitorganisiert." Essen und Getränke wurden ebenso angeboten wie Fanartikel. Für die nötige Stimmung außerhalb des Stadions sorgte bis zur Halbzeit Stadionsprecher Lars Sänger. Extra für das Spiel wurden gar 800 limitierte Eintrittskarten angefertigt mit der Aufschrift "RWE-Fanblock Rollschuhbahn". Knieling: "Jeder konnte dafür bezahlen, wie viel er wollte und konnte." Der Gesamtbetrag soll dem Klub heute übergeben werden. Zur Halbzeit waren bereits 1000 Euro zusammengekommen.

Friedlich und ohne Zwischenfälle blieb es auch während des Spiels. "Es lief sehr gut und ohne Probleme", sagte Knieling. Nur kurzzeitig sorgte eine Kamera des Mdr für Aufregung. Geradezu provozierend wurde diese dauerhaft aus kurzer Entfernung in Richtung der Fans vor dem Stadion gerichtet. Fast so, als warte man auf verbale Entgleisungen. Nach 15 Minuten wurde die Kamera nach hitziger Diskussion des Kameramanns mit dem Sicherheitsdienst und den Polizeikräften entfernt. Begründung des Sicherheitsdienstes: "Die Fans werden unnötig provoziert."

Fair wurde die Mannschaft trotz der großen Entfernung und der ungewohnten Umgebung unterstützt. Die Erfurter Tore wurden zwar lautstark und mit Zeitverzögerung bejubelt, jedoch musste zunächst gerätselt werden, wer die Tore erzielt hat. Zur Halbzeit bedankten sich Präsident Rolf Rombach und Vize Detlef Goss bei den Unterstützern und waren überrascht, dass sich "so viele eingefunden hatten". Sie wurden ebenso gefeiert wie Manager Stephan Beutel, der sich die zweite Hälfte allein in der verwaisten Erfurter Fankurve ansah: "Ich wollte einmal sehen, welche Sicht die Fans sonst haben", war Beutel schon wieder zu Scherzen aufgelegt. Ebenso die Anhänger, die den Heimsieg ihrer Elf sarkastisch mit lautstarken "Aussperrsieg"-Rufen feierten.

Die Mannschaft ließ es sich nicht nehmen, sich nach dem Spiel bei den Fans direkt am Zaun zu bedanken. Die Spieler warfen die extra für diese Partie angefertigten Trikots mit der Aufschrift "Grenzenlos fair" in die Menge. "Es war eine komische Stimmung im Stadion, aber auch eine neue Erfahrung", erklärte Alexander Schnetzler. "Trotz der Entfernung haben wir unsere Fans aber auch auf dem Spielfeld gehört. Man muss den Hut vor Ihnen ziehen", so der Erfurter Kapitän weiter. Dennoch hofft er, dass er "so etwas in Zukunft nicht noch einmal erleben muss". So ging es sicherlich allen Beteiligten.



31.08.2008 Von Michael JAENICKE

Quelle: www.thueringer-allgemeine.de



Trainerstimmen

Karsten Baumann (FC Rot-Weiß Erfurt): "Spielerisch war das nicht das Gelbe vom Ei. Wichtig waren die drei Punkte. Wir haben unsere Chancen sehr effektiv genutzt. Gefallen hat mir Möckel, der kurzfristig für Loose eingesprungen war."

Thomas Wolter (Bremen II): "Wir haben heute Anschauungsunterricht in Sachen Effektivität bekommen. Wie wir die Tore gefangen haben, war aber auch amateurhaft. Bei Erfurt hat sich die gute Offensive ausgezahlt."



Statistik

FC Rot-Weiß Erfurt: Orlishausen - Schnetzler, Möckel, Pohl, Pinske - Wolf (55. Semmer), Cinaz, Rockenbach da Silva (83. Stenzel),
Judt - Bunjaku,Cannizzaro (75. Montabell)

SV Werder Bremen II: Pellatz - Holsing, Hessel, Stallbaum, Schmidt - Feldhahn (60. Ayik), Bargfrede (78. Kempe), Kruse, Artmann - Heider (41. Ronneburg), Oehrl

Tore:
1:0 Wolf (17.), 2:0 Cannizzaro (34.), 2:1 Artmann (50.), 3:1 Bunjaku (61.)

Zuschauer:
60 (1.300 vor dem Stadion)

Schiedsrichter:
Manuel Kunzmann (Niederaula



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