36.RWE-Offenbach

FC Rot-Weiß Erfurt - Kickers Offenbach 1:2

Am Rande des Spiels forderte das Fan-Projekt den Rücktritt des Aufsichtsrates. Das Gremium hatte am vergangenen Montag das Präsidium abberufen. Gleichzeitig wurden unter den RWE-Vereinsmitgliedern Unterschriften gesammelt, um schnell eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen. Unter dem Eindruck der großen finanziellen Probleme geriet der sportliche Aspekt fast in den Hintergrund.
Im vorletzten Heimspiel der Saison besaßen die Gäste den besseren Start und legten schon vor dem Wechsel den Grundstein zum Sieg. Bereits nach neun Minuten ging Offenbach mit 1:0 in Führung. RWE-Abwehrspieler Raspe hatte Zitouni im Strafraum von den Beinen geholt. Schiedsrichter Greipel zeigte auf den Punkt. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Barletta. Vorausgegangen war ein Ballverlust von Mees, der an der Grundlinie einen Zweikampf gegen Müller verlor. Erfurt aber war trotz des frühen Rückstandes die aktivere Mannschaft, was sich in der ersten Hälfte auch im Eckenverhältnis von 6:1 für die Thüringer widerspiegelte.




 

Hartung besaß nach einer Viertelstunde die erste Möglichkeit für Erfurt, ehe Hebestreit in der 24. Minute nach der dritten Ecke den Ausgleich verfehlte. Die Tore allerdings erziele der Traditionsklub aus Hessen. Einen Freistoß lenkte Barletta zu seinem zweiten Treffer ins Erfurter Tor (25.). Auch danach hatte Erfurt mehr vom Spiel, besaß vor dem Halbzeitpfiff aber nur noch durch Dzihic (45.) eine Chance.
Nach dem Wechsel drängten die Hausherren auf den Ausgleich. Erst vergab Loose nach einem Pass von Okic völlig freistehend (55.). Dann blieb der Elfmeterpfiff aus, als Okic im Strafraum von Schönfeld zu Fall gebracht wurde. Erfurt aber kam trotzdem noch zum verdienten Anschluss. Einen Freistoß von Ziegner aus 17 Meter Entfernung fälsche Hartung aus Nahdistanz zum 1:2 ab.
Im Schlussspurt verpasste Erfurt den möglichen Ausgleich. Sieben Minuten vor dem Ende scheiterte Hartung nach einer Raspe-Eingabe von der Grundlinie am Offenbacher Torwart Thier. In der 87. Minute übersah der Schiedsrichter ein Handspiel von Dworschak im Strafraum. Das 14. Unentschieden der Saison schaffte der FC Rot-Weiß aber dann doch nicht mehr.




 

Trainerstimmen

Alois Schwartz (Erfurt): "Es ist uns nicht gelungen, dass befürchtete frühe Gegentor zu vermeiden. Die Turbulenzen im Club während der letzten Tage sind auch nicht spurlos an der Mannschaft vorüberergegangen. Außerdem hatten wir das Glück nicht auf unserer Seite."

Ramon Berndroth (Offenbach): "Wir wollten uns nicht derart einigeln lassen, doch der Erfurter Druck war streckenweise sehr groß. Wir haben lange diszipliniert dagegengehalten, sind allerdings gegen Ende ins Wackeln gekommen. Das Zittern konnten wir uns ersparen, wenn wir zuvor noch einen Treffer erzielt hätten. Für uns ging es in der letzten Konsequenz um den Klassenerhalt, den haben wir geschafft."



Statistik

Erfurt: Twardzik - Bach, Laars, Loose, Mees (58.
Ziegner ) - Hartung, Raspe, Sträßer - Okic (84. Hornung) - Hebestreit, Dzihic (46. Fuchs)

Offenbach: Thier - Zitouni, Barletta, Fossi - Corrochano, Dworschak, Schönefeld, Kaba (80. Stenzel), Müller - Fiorentino (68. Knappmann), Saridogan (90. Sabanovic)

Sch.: Greipl (Kirchdorf)

Zuschauer: 2180

Tore: 0:1, 0:2 Barletta (9./Foulstrafstoß, 25.), 1:2 Hartung (68.).



Zweifel am Anfang vom Ende

Obwohl gestern der Ball im Steigerwaldstadion rollte, interessieren bei Rot-Weiß derzeit viel mehr die Ergebnisse abseits des Platzes. Dort sieht sich der Aufsichtsrat, insbesondere sein Vorsitzender Michael Panse, zunehmend Kritik ausgesetzt.
Nach Hauptsponsor Teag, der bereits sein Unverständnis über die Art und den Zeitpunkt der Absetzung des Präsidiums um Michael Leitenstorfer äußerte, tat das gestern gegenüber TA auch Trainer René Müller. Mit der Bekanntgabe, dass dem Verein die Insolvenz drohe, hätte Michael Panse "einen Flurschaden angerichtet". Mit so einer Aussage dürfe man nicht leichtfertig umgehen. "Herr Panse" sei verantwortlich für den "jetzigen Zustand", der ein Vakuum darstellt. "Wer einen Aufstand probt, Köpfe fordert und diese rollen lässt, der muss sofort eine Lösung parat haben", erklärte der 44-Jährige, der ab Juli die Mannschaft übernehmen soll.
Aber, ob der mündlichen Vereinbarung über einen Zweijahres-Kontrakt auch die Unterschrift folgt, ließ der einstige National-Torwart ("kein Kommentar") offen. Außerdem gehe es nicht um ihn, sondern um den Verein. Und das sei zugleich auch eine Verantwortung, die "Herr Panse trage". Denn im Club arbeiten Angestellte, engagieren sich Ehrenamtliche und spielen hunderte von Jugendlichen und Kindern. Da sei es seine Pflicht, sorgsam mit Worten umzugehen. "Wenn Herr Panse Probleme mit seiner Frau hätte, dann ginge er damit auch nicht in die Öffentlichkeit", so die Vermutung des bisherigen Plauener Coaches. Er empfinde mehrere Äußerungen des Aufsichtsratsvorsitzenden als "gedankenlos". Ein Gespräch hatte es bis gestern nachmittag nicht gegeben. "Nachdem ich vorgestellt wurde, auch bei den Sponsoren, begannen die Angriffe gegen das Präsidium."
Die Absetzung bei der Aufsichtsratssitzung nach 6:4-Abstimmung scheint allerdings gar nicht rechtens gewesen zu sein. Nach TA-Information war das Kontrollgremium zu diesem Schritt nicht befugt. Denn in der Satzung vom 19. Februar 2002 ist festgelegt, dass die Mitgliederversammlung den Aufsichtsrat wählt und der nach Paragraf 17 wiederum das Präsidium. Ist wie bei Rot-Weiß nicht ausdrücklich geregelt, dass dieses durch den Aufsichtsrat auch abgesetzt werden kann, darf das nur durch die Mitgliederversammlung geschehen. Sogar Michael Panse nennt das ein "spannendes Thema", das schon erörtert wurde und durchaus zu juristischen Streit führen könnte. Doch es "musste gehandelt werden" und das Präsidium hätte den "Beschluss am Montag akzeptiert".
Leitenstorfer & Co. noch im Amt - das hätte nach Mitteilung von Sponsoren nicht zur derzeitigen bedrohlichen Lage geführt. Feste Geldzusagen wurden nach der Demission angeblich zurückgezogen. Selbst Manager Wilfried de Buhr, der momentan die Geschäfte führt, merkt an, dass bestimmte Aktionen den richtigen Zeitpunkt verlangen. Die jetzige Phase sei allein wegen der Lizenz "hochsensibel".
Einen Zwischenstand bei der Wirtschaftsprüfung konnte der Aufsichsratsvorsitzende gestern nicht geben. Eine Lösung für die Finanz-Probleme steht ebenso aus wie die Präsentation eines neuen Präsidenten. "Aber wir sind heftig in Gesprächen", sagte Michael Panse, der die Vermeidung der Insolvenz als "möglich" erachtet. Einen Rücktritt als Aufsichsratsvorsitzender schließt er derzeit aus. "Was ich angefangen habe, will ich auch zu Ende bringen." Fragt sich nur, wie das Ende aussieht, wenn schon der Anfang anscheinend missglückt war.
23.05.2003 Von Gerald MÜLLER



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