30.Burghausen-RWE

Wacker Burghausen - FC Rot-Weiß Erfurt 0:2

So schnell kann es gehen: Ein eigener Sieg, dazu Punktverluste der Konkurrenz - und schon findet sich der FC Rot-Weiß auf einem Nichtabstiegsplatz wieder. Doch das gestrige 2:0 in Burghausen bringt noch mehr als drei Punkte.
Jan Kocian wirkte so, als wäre ihm der Auftritt fast etwas peinlich. Nicht, dass er sich nicht über den Sieg gefreut hätte, "denn der tut uns allen gut und hält uns am Leben". Nicht, dass die drei Punkte auf Grund der großen Disziplin nicht verdient gewesen wären, wie auch Burghausens Trainer Markus Schupp anerkannte. Aber die destruktive Spielweise, mit der die Rot-Weißen ihren dritten Auswärtserfolg landeten, ist nicht die, die Kocian gefällt. "Doch Schönheitspreise nutzen uns in unserer Situation herzlich wenig", sagt der Erfurter Trainer trotzig.Er hatte die Ausfälle von fünf Stammspielern kompensieren sowie den Dopingfall Tiganj aus den Köpfen seiner Spieler verbannen müssen. Keine leichte Aufgabe, weil die Mannschaft "schon ziemlich geschockt war, als wir davon erfuhren", wie Markus Kreuz verriet. Doch Kocian griff in die taktische Trickkiste und krempelte seine Notelf positionell völlig um. Mit einem 1-3-3-3-1-System überraschte er nicht nur die mitgereisten 400 Fans, darunter fünf gesponsorte Busse der Erdgas-Versorgung, sondern auch den Gegner.



 

"Ich wollte die Räume in der Mitte verengen und zusätzlich die Außen dicht machen", erklärte der Slowake. Schließlich waren die Vorstellungen in Aachen und Duisburg, als man mitspielen wollte, völlig in die Hose gegangen. Und Kocian wusste auch, dass die Wackeren Probleme haben, wenn sie selbst das Spiel gestalten müssen. Sie taten sich gegen die von Kapitän Rudi Zedi unterstützte Dreierkette auch sehr schwer. Zudem ließen Kresin und Bürger über ihre Seiten wenig zu. Zwar besaß Burghausen meistens den Ball und versuchte es immer wieder aus der Distanz. Gefahr kam nur durch Reisinger auf, der aber drei Mal freistehend am starken Rene Twardzik scheiterte (16./58./85.).


 

"Dafür steht er im Tor", schmunzelte Kreuz - sich vollauf bewusst, dass der Tscheche wieder einen großen Anteil am Sieg hatte. Und Kocian lobte mit dem Verweis auf die Bänderdehnung, die beim Torhüter unter der Woche kein Training zugelassen hatte: "Wenn er so hält, kann er immer pausieren." Allein die Paraden Twardziks und ein gut funktionierendes Defensivkonzept hätten jedoch nicht ausgereicht. Deshalb agierten die Rot-Weißen nach dem Wechsel mutiger. Vor allem Henry Onwuzuruike sorgte mit seinen Sololäufen häufiger für Entlastung. Und als der Nigerianer von drei Kontrahenten nicht zu stoppen war und das Auge für Pavel David bewies, fiel die überraschende Führung. David "tunnelte" Gospodarek, der bis dahin nur Hebestreits gefährlichen Kopfball über den Querbalken lenken musste (37.).


 

Der 0:1-Rückstand zog wütende Angriffe der Burghäuser nach sich. Das Team, das von den vorangegangenen zehn Partien nur eine verloren hatte, schnürte die ohnehin schon tief stehenden Erfurter weiter ein. Als Geißler jedoch aus 14 Metern das leere Tor verfehlte (75.), war klar, dass die Wackeren wie schon im Hinspiel in Erfurt keinen Erfolg haben würden. Und wie beim 0:1 am 12. November 2004 half Wackers Verteidiger Vukovic tatkräftig mit. Damals köpfte er unbedrängt in den eigenen Kasten. Gestern bereitete er das rot-weiße 2:0 vor. Ronny Hebestreit erlief seine verunglückte Kopfball-Rückgabe und schob das Leder überlegt an Gospodarek vorbei ins Netz. Zuletzt hatte der 30-Jährige vor mehr als acht Monaten, beim 1:1 gegen Oberhausen, getroffen.


 

Sein gestriger Treffer besiegelte den achten Saisonerfolg und den Sprung über den "Abstiegsstrich" in der Tabelle. "Von mir aus könnte jetzt Schluss sein", meinte Kocian spaßig, um sofort den Ernst der Lage zu verdeutlichen: "Dieser Sieg nutzt nur etwas, wenn wir am Freitag gegen Frankfurt nachlegen." Da werden wir gewinnen, so die optimistische Aussage von Torschütze David. Was ein wichtiger Sieg so alles bewirken kann.

Schon zuvor hatte der FC Rot-Weiß einen offiziellen Antrag auf die Aussetzung der Abstiegsregel in der 2. Fußball-Bundesliga gestellt.



 

Trainerstimmen

Jan Kocian (FC Rot-Weiß Erfurt): "Wir wollten heute keinen Schönheitspreis gewinnen. Bei den vielen Vorkommnissen in der vergangenen Woche mussten wir selbe verdrängen. Das gelang uns. In Aachen und Duisburg wollten wir mitspielen. Das ging tüchtig daneben. Heute war das anders. Wir haben hinten konsequent mit drei Leuten gespielt, so konnten wir das 0:0 halten. Nach der Pause haben wir dann gekontert. Erfolgreich gekontert. So gewannen wir nicht unverdient. Es ist schön, auf einem Nichtabstiegsplatz zu stehen. Nun müssen wir aber wieder gegen spielstärkere Mannschaften bestehen."

Markus Schupp(Wacker Burghausen): "Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit haben wir genügend Torchancen herausgearbeitet aber nicht eine einzige nutzen können. Dann haben wir bei den Kontern schlecht ausgesehen. Die Erfurter haben nicht unverdient gewonnen. So ist es im Fußball nun mal: Die Tore entscheiden."



 

Statistik

SV Wacker Burghausen: Gospodarek - Wiesinger, Vukovic, Fink, Drescher (70. Forkel) - Oslislo (55. Kazior), Härtl, Schmidt, Geißler - Reisinger, Krejci (67. Younga)

FC Rot-Weiß Erfurt: Twardzik - Richter, Keller, Traub, Bürger - Zedi, Kresin - Kreuz, David (81. Schnetzler), Onwuzuruike (71. Glöden) - Hebestreit

Tore: 0:1 David (69.), 0:2 Hebestreit (78.)

Zuschauer:
4.642

Schiedsrichter: Kempter

Gelbe Karten: R. Schmidt - David, Keller, Kresin


29.RWE-Cottbus
31.RWE-Frankfurt