23.Ahlen-RWE

LR Ahlen - FC Rot-Weiß Erfurt 2:3

Neuer Trainer, neues Glück: Nach sieben sieglosen Spielen gewann der FC Rot-Weiß gestern bei LR Ahlen mit 3:2. Für Jan Kocian war es damit ein äußerst gelungener Einstand.
Als der Schlusspfiff ertönte, schrien die Erfurter ihre Freude heraus, reckten die Arme in den Himmel und fielen sich in die Arme. Aus dem Fanblock hallte es lautstark: "Der RWE ist wieder da." In Ahlen entschied Rot-Weiß gestern eine Partie für sich, die schon längst verloren schien. Und deshalb fiel der Jubel umso größer aus.



 

Der zweite Auswärtserfolg nach dem Saison-Auftaktsieg in Saarbrücken hielt die Mannschaft im Abstiegskampf am Leben. Danach hatte es eine Halbzeit lang allerdings nicht ausgesehen. Da lieferten die Thüringer eine ihrer schlechtesten Saisonleistungen ab. Man fühlte sich erinnert an die grauenvollen Auftritte gegen Aue und in Unterhaching. Obwohl Trainer Kocian entgegen seiner Ankündigung mit Rene Twardzik, Angelo Barletta, Sven Kresin und Markus Kreuz gleich vier neue Spieler aufs Feld geschickt hatte, ähnelte die Vorstellung dem schwachen Spiel vor Wochenfrist gegen Greuther Fürth.


 

Die Ahlener waren in allen Belangen überlegen. Sie überrannten die Rot-Weißen förmlich, kamen zu einer Chance nach der anderen und einem Eckenverhältnis bis zur Pause von 8:0 (am Ende: 15:1). Kocian bezeichnete die Leistung als "katastrophal", Kapitän Zedi nannte sie "grottenschlecht". Und sie übertrieben damit nicht. Die Erfurter schossen nicht einmal aufs Tor und konnten sich ausschließlich bei Twardzik bedanken, dass sie zur Halbzeit nur 0:2 zurücklagen. Beide Treffer hatte Sopic erzielt. Zunächst bestrafte er einen leichtfertigen Ballverlust von Ralf Klingmann im Mittelfeld und schob nach Bambas Querpass mühelos ein (29.). Nur fünf Minuten später ließ sich David Fall von Bamba düpieren, dessen Flanke erreichte Sopic, der schneller reagierte als Sven Kresin. Zuvor hatte Felgenhauer einen 20-m-Freistoß bereits an den Pfosten gesetzt (11.).


 

"Ich habe zur Pause nie und nimmer an eine Wende geglaubt", gab Kocian später zu. Doch seinen Akteuren verschwieg er dieses Gefühl, packte sie in der Kabine an der Ehre und brachte mit John van Buskirk einen zweiten Stürmer. Nachdem den Gastgebern ein Tor von Djenic wegen angeblichen Abseits aberkannt wurde (51.), wehrten sich die Rot-Weißen plötzlich. Nun gingen sie aggressiv in die Zweikämpfe und versuchten auch einmal, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Und mit einigen gelungen Aktionen kam die Sicherheit zurück. Pavel David steigerte sich auffallend, initiierte gute Konterzüge. Doch der Anschluss fiel doch überraschend. Markus Kreuz bediente mit öffnendem Pass van Buskirk, der ins lange Eck traf (58.). Und mit diesem Treffer witterten die Erfurter ihre Chance, kämpften endlich und fuhren einen Bilderbuchkonter über David und Kreuz. Am Ende drückte nach guter Kombination Senad Tiganj das Leder zum 2:2 über die Linie (68.).


 

Als Ahlens N´Diaye - gerade fünf Minuten im Spiel - sich zu einem Kopfstoß gegen Angelo Barletta hinreißen ließ, schien das Duell zu kippen. Doch trotz großen Willens schafften es die Gäste nicht, die Überzahl auszunutzen. Wütend drängte das LR-Team auf das Siegtor. Allein der herausragende Twardzik rettete das Remis. Er parierte klare Chancen für Bella (81.), Felgenhauer (83.) und Fengler (84.) und erhielt von Kocian ein Sonderlob: "Er war der Einzige, der durchgängig eine gute Leistung geboten hat."

Nach einer "schlaflosen Nacht" entschied sich der Slowake für den Torwartwechsel und damit gegen Claus Reitmaier, dem er den Tausch eher mitteilte als Twardzik. Letztlich war die Entscheidung goldrichtig. Und Kocian legte sich auch gleich fest: "Es gibt keinen Grund, in der näheren Zukunft daran wieder etwas zu ändern." Denn Twardzik merzte viele Fehler seiner Vorderleute aus und besaß in manchen Situationen auch das Glück des Tüchtigen.



 

Und es war eine Menge Glück, was die Rot-Weißen gestern auf ihrer Seite hatten. In fast allen Auswärtsspielen hatten sie eine bessere Vorstellung geboten, aber verloren. Diesmal genügten ihnen vier Möglichkeiten für drei Tore. Den Siegtreffer markierte Markus Dworrak, der sich gegen drei Kontrahenten durchsetzte und von der Strafraumgrenze unhaltbar ins Eck traf (89.). "So etwas habe ich noch nie erlebt", konnte es Kocian kaum fassen. Er lobte die Moral seiner Schützlinge, blieb jedoch kritisch: "Das war nur der erste Schritt. Es müssen weitere folgen. Wir haben nur Endspiele. Um die zu gewinnen, ist ei-ne Steigerung unumgänglich." Deshalb fiel das Feiern auf der Heimfahrt auch nicht überschwänglich aus. Trotz des 27. Geburtstages von David Fall.


 

Trainerstimen

Jan Kocian (FC Rot-Weiß Erfurt): "Wir müssen noch über die erste Halbzeit sprechen, das war katastrophal. Doch wie wir das Spiel noch gedreht haben, zeigt, dass wir eine hervorragende Moral haben"

Ingo Peter (LR Ahlen): "Die Leistung in der ersten Halbzeit war die beste meiner Mannschaft in der Saison. Doch der Gegner hat sich im zweiten Abschnitt gewehrt. Aber uns wurde das 3:0 und ein Strafstoß verwehrt. Das schmerzt schon."



 

Statistik

Tore: 1:0 Sopic (29.), 2:0 Sopic (35.), 1:2 van Buskirk (59.), 2:2 Tiganj (69.), 2:3 Dworrak (90.)

rote Karte: Omerbegovic (82./

LR Ahlen: Meier - Djenic, Asanin, Fengler - Felgenhauer, Langeneke, Sopic, Mikolajczak (71. Omerbegovic) - Bamba (76.N'Diaye), Bella, Thioune (65.Thiam)

FC Rot-Weiß Erfurt: Twardzik - Fall, Keller, Barletta, Klingmann - Zedi, Kresin (46. van Buskirk) - Kreuz (90. Onwuzuruike), David (90. Richter), Dworrak - Tiganj

Zuschauer: 3.338

Schiedsrichter: Thorsten Schriever
Assistenten:
Lars Kasper, Thomas Gorniak


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