19.Siegen-RWE

SF Siegen - FC Rot-Weiß Erfurt 2:3

Nach einer Niederlage und zwei Unentschieden in den vergangenen drei Jahren gelang dem FC Rot-Weiß gestern im letzten Spiel des Jahres mit 3:2 der erste Sieg bei den Sportfreunden Siegen.
Mit diesem Erfolg verbesserte sich die Mannschaft auf Platz vier in der Tabelle und kann zufrieden in die Winterpause gehen. Trainer René Müller lobte die "geschlossene Leistung" des Teams, das sich nach dem Abpfiff zu Recht von den mitgereisten 300 Fans feiern ließ.
Die Erfurter begannen mit der gleichen Anfangsformation wie beim 4:0 gegen Aalen zwei Wochen zuvor. Weil Müller keine Veranlassung sah, das Erfolgsteam zu verändern, saß der von einer Grippe genesene Laars zunächst auf der Ersatzbank. Dafür konnte der lange fragliche Müller von Beginn an stürmen.
Und das war gut so. Der Torjäger avancierte neben dem drangvollen Hopp auf der rechten Außenbahn zum auffälligsten Spieler im ersten Durchgang. Zwei Mal bekam der 29-Jährige eine Chance, beide Male nutzte er sie eiskalt. Beim 1:0 profitierte Müller von einem zu ungenauen Abwurf von Siegens Torwart Koch. Hebestreit erkämpfte sich den Ball und bediente seinen Sturmkollegen mustergültig (19.). Das 2:0 bereitete Hopp mit gut getimter Flanke vor, Müller traf mit sehenswertem Direktschuss unhaltbar in den Winkel (31.).




 

Okic traf zum ersten mal aus dem Spiel heraus.

Die Gastgeber, die auf dem gefrorenen Boden zwar Feldvorteile und durch Mehrs von Twardzik toll pariertem Schuss auch die erste Möglichkeit hatten (9.), waren mit dem 0:2-Pausenrückstand noch gut bedient. Allein Zedi besaß zwei Großchancen, jeweils nach Eingaben von Hopp (17./29.), eine frühe Entscheidung herbeizuführen. Doch der Kapitän verfehlte beide Male frei stehend das Gehäuse.
Das rächte sich beinahe nach dem Wechsel, als die Sportfreunde aggressiver zu Werke gingen und ihre Vorteile beim Kopfball in die Waagschale warfen. Als Mees Schlabach nur per Foul bremsen konnte, stieg Bettenstaedt nach dem Freistoß von der Strafraumgrenze am höchsten und verkürzte auf 1:2 (53.). Das beflügelte die Einheimischen zusehends. Sie machten nun viel Druck, ohne sich allerdings große Chancen herauszuspielen.
Mit ihrem ersten viel versprechenden Konter nach der Dauerbelagerung gelang den Rot-Weißen das 3:1. Kresin bediente Okic, der Koch noch clever umspielte und sein erstes Saisontor aus dem Feld heraus erzielte (66.). Damit zog wieder Ruhe ins Spiel ein, das von den Gästen kontrolliert wurde. Wie aus heiterem Himmel fiel dann das 2:3, als die Erfurter Abwehr van Buskirk vergessen zu haben schien. Der lange Angreifer köpfte eine Unsöld-Flanke völlig unbedrängt in die Maschen. Dieser Treffer beschwörte noch einmal eine Siegener Schlussoffensive herauf, die Rot-Weiß aber prob- lemlos unbeschadet überstand.




 

Die ca. 300 RWE-Fans waren zufrieden.

Angemerkt

Von den schätzungsweise 2000 Müllers in Erfurt sind zwei Renés derzeit in aller Munde.
Zumindest sportlich.
Mit dem Trainer und dem Torjäger gelangen dem FC Rot-Weiß im Sommer zwei echte Glücksgriffe. Beide haben großen Anteil daran, dass die Mannschaft in Lauerstellung zu den Aufstiegs-plätzen überwintert.
Während Stürmer Müller spielerische Qualitäten mit Treffsicherheit paarte, formte Trainer Müller in einem halben Jahr ein Team, das dem Aufstieg weitaus näher ist als die Mannschaft des Vorjahres zu diesem Zeitpunkt.
Trotz eines drastisch gekürzten Etats, trotz Theaters in der Leitungsetage und trotz großer personeller Veränderungen.
Oder ist gerade diese Fluktuation das Erfolgsgeheimnis?
Wo in den vergangenen Jahren individuell bessere Spieler an ihren (zu hohen) Ambitionen zerbrachen und sich selten als Einheit präsentierten, überzeugt die aktuelle Rot-Weiß-Elf mit Geschlossenheit und Willensstärke. Sie ließ sich in der Hinrunde weder von Vorurteilen noch Rückschlägen unterkriegen.
Das ist vor allem ein Verdienst des einstigen Auswahltorhüters, der konsequent seinen Weg verfolgte, selbst vor unpopulären Entscheidungen nicht zurückschreckte und immer wieder die Euphorie bremste. Das tat René Müller auch gestern, verbunden mit dem Hinweis, sich jetzt unter den Weihnachtsbaum zu setzen und Lebkuchen zu essen.
Ein paar ruhige Festtage hat sich der Leipziger nach sechs aufregenden Monaten in Erfurt verdient. Denn diese kurze Zeit hat auch gezeigt: Er ist der richtige Mann am richtigen Platz.




 

Okic auf dem Weg zum 3:1

Statistik

Sportfreunde Siegen: Andreas Koch, Björn Weikl, Oliver Unsöld, Tobias Zott, Christian Mehr, Peter Nemeth, Patrick Neumann, Jens Truckenbrod, Timo Schlabach (Patrick Helmes, 82.), Lars Toborg (John van Buskirk, 46.), Til Bettenstaedt

FC Rot-Weiß Erfurt: Rene Twardzik, Sebastian Mees, Andreas Richter, Torsten Traub, Frank Kaiser, Sven Kresin, Rudolf Zedi, Michael Hopp (Tomasz Szewczuk, 90.), Ronny Hebestreit, Branko Okic (Björn Laars, 88.), René Müller (Tino Gerke, 90.)
( Kaysa da Silva, Daniel Rothe (ETW))

Tore: 0:1 Müller (20.), 0:2 Müller (34.), 1:2 Bettenstaedt (55.), 1:3 Okic (67.), 2:3 van Buskirk (79.)

Zuschauer:
3.825

Schiedsrichter:
Martin Vogler (Wald)
Assistenten: Robert Hartmann, Sebastian Beier



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