17.RWE-Dresden

FC Rot-Weiß Erfurt - 1. FC Dynamo Dresden 1:1

Einen Punkt gewonnen oder zwei Zähler verloren? - diese Frage musste sich gestern Nachmittag im Steigerwaldstadion vornehmlich Dynamo Dresden stellen. Der FC Rot-Weiß dagegen durfte das 1:1 als Erfolg verbuchen.

Mit dem Abpfiff rannte René Müller auf den ordentlich bespielbaren Rasen zum überzeugenden Schiedsrichter Lupp und monierte die aus seiner Sicht zu kurze Nachspielzeit. "Denn ich denke, wir hätten das Ding noch drehen können", so der Erfurter Trainer. Um aber selbst zuzugeben, dass das dann wohl doch des Guten zuviel gewesen wäre.




 

Denn eine Halbzeit spielte nur eine Mannschaft - und das war Dynamo Desden. Dass Beuchel und Oswald fehlten, schien die Gäste zu einer Trotzreaktion zu animieren. Mit offensivem und lauffreudigem Fußball überraschten sie die Gastgeber, die mit der identischen Aufstellung von der Partie in Köln ihrerseits überhaupt nicht ins Spiel kamen und eine Unmenge an Fehlpässen produzierten.

Ein Angriff nach dem anderen rollte auf das Erfurter Gehäuse. "Zum Glück hatten wir mit Claus Reitmaier und Andreas Richter zwei tolle Torhüter. Der eine hielt einige Male prächtig, der andere rettete zweimal in höchster Not", so der RWE-Coach. Wansi und Kenndy, der mit Lavric nie zu stellen war, besaßen die größten Gelegenheiten für die famos auftrumpfenden Gäste. Kurz vor Ende der ersten Hälfte hätte der FC Rot-Weiß aber den Verlauf fast auf den Kopf gestellt. Eine abgefälschte Flanke von Alexander Schnetzler landete auf der Latte, Ronny Hebetsreit scheiterte aber freistehend im Nachschuss.




 

Zum Glück hatte der FC Rot-Weiß den Rucksack, den er sich nach den zuletzt guten Auftritten selbst aufgebunden hatte, "in der Kabine gelassen" (René Müller). Nun präsentierten beide Kontrahenten vor ausverkauften Rängen ein anderes Gesicht als vor dem Wechsel. Erfurt drückte nun auch dank der Einwechslung von Heny Onzuwuruike selbst immer stärker und verschärfte auch das Tempo. Dresden sah sich jetzt gehäuft in die Defensive gedrängt und kam nicht mehr zu den vorher so ansehenswerten Kombinationen. Und doch gelang den Schwarz-Gelben in einer Rot-Weiß-Drangperiode der zu diesem Zeitpunkt überraschende, doch letztlich verdiente Führungstreffer. Ihn besorgte der beste Techniker auf dem Platz. Einen von Oliver Glöden abgewehrten Freistoß veredelte er mit einem herrlichen Fallrückzieher aus zehn Metern ("das schönste Tor meiner Karriere"). Doch das stachelte die Rot-Weißen erst recht noch einmal an. Sie warfen jetzt alles nach vorn, ohne kopflos zu sein. Und das wurde belohnt, mit Unterstützung von Dresdens Torhüter Oliver Herber. Erst schlug er nach einer Rückgabe ein Luftloch. Im Anschluss an die folgende Ecke und dem Distanzschuss vom eingewechselten Pavel David rauschte der Ball an ihm vorbei ins kurze Eck.




 

Und plötzlich schien der Sieg für den FC Rot-Weiß noch einmal machbar zu sein. Zumal sie seit der 76. Minute in Überzahl waren, Stoilow hatte für wiederholtes Foulspiel die Gelb-Rote Karte gesehen. Aber es blieb beim Remis. Das bedeutet den ersten Punkt für Dresden auswärts und das dritte Spiel in Folge ohne Niederlage für Erfurt.




 

Trainerstimmen

Müller (FC Rot-Weiß Erfurt): "Der Vorteil für Dresden war, dass sie aufgrund der bisherigen Resultate auswärts hier nur gewinnen konnten. In der ersten Halbzeit hatten wir zwei gute Torleute, Reitmayer und Richter. Nach dem Wechsel hatten wir das Spiel klar in der Hand und hätten in Führung gehen müssen. Dass wir nach dem 0:1 das Spiel noch gedreht haben, spricht für die Moral meiner Spieler."

Franke (Dynamo Dresden): "Für mich war es heute symptomatisch, so lief die gesamte erste Halbserie. Wir haben gute Spiele gemacht, am Ende aber aufgrund nicht erzielter Tore verloren. Wir hätten heute zur Halbzeit 2:1 führen können. Dann kam Erfurt aus der Kabine und schnürte uns ein. Nach dem Tor hätten wir die Führung über die Runden bringen müssen. Leider fiel das unglückliche Ausgleichstor. Doch die 18 Punkte lassen uns für die Halbserie alles offen."

Frage zur Torwartproblematik: "Wir bemühen uns in der Winterpause eine Veränderung im Tor vorzunehmen."




 

Pressekonferenz

Statistik

Tore: 0:1 Lavric (66.), 1:1 David (85.)

gelb-rote Karte: Stoilov (74./Dynamo) wdhl. Foul

FC Rot-Weiß Erfurt: Reitmaier - Fall (75. David), Richter, Traub, Klingmann - Schnetzler, Barletta, Glöden (72. Van Buskirk), Bürger (46. Onwuzuruike) - Neitzel, Hebestreit

1. FC Dynamo Dresden: Herber - Langen (88. Kühne), Oppitz, Csik, Stoilov - Scholze (75. Hauser), Basic (82. Seifert), Wansi, Kennedy - Fröhlich, Lavric

Schiedsrichter: Lupp

Zuschauer: 19.400



Moment mal: Andreas Richter

Nur 1:1 gegen Dynamo Dresden. Ist das Weihnachtsfest damit verdorben?
Nein, überhaupt nicht. Wir können ganz beruhigt Weihnachten feiern.

Wie ist die indiskutable erste Halbzeit zu erklären?
Keine Ahnung. Wenn ich das wüßte. Wir haben uns wohl nach den guten Spielen zuletzt selber zu viel Druck aufgebaut.

Waren Sie vielleicht von der offensiven Ausrichtung der Dresdner Elf überrascht?
Nein. Wir kannten die Aufstellung ja und wussten, was auf uns zu kommt. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann besser gemacht und verdient noch einen Punkt geholt.

Nach Nationalspieler Lukas Podolski meldeten Sie gestern Klemen Lavric (im Bild rechts) ab. Wer war stärker?
Das sind beides völlig unterschiedliche Spielertypen. Die kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen. Der Lavric hat die letzten Wochen immer getroffen, leider auch gegen uns. Der hat einen Lauf.

Rot-Weiß überwintert auf einem Nichtabstiegsplatz. Wie fällt Ihre Bilanz für 2004 aus?
Durchweg positiv. Wir sind im Sommer in die zweite Liga aufgestiegen und haben bewießen, dass wir auch in dieser Spielklasse mithalten können.

Für Sie persönlich lief es aber auch sehr gut.
Ja, ich habe mir von Beginn an einen Stammplatz erkämpft. Das ist ja keine Selbstverständlichgkeit in der zweiten Liga.

Braucht der Verein bei nur 13 geschossenen Toren nicht unbedingt Verstärkung?
Da fragen Sie den Falschen. Das müssen der Trainer und der Manager entscheiden. Zum Glück muss ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen.

Was gibt Ihnen Hoffnung, dass Erfurt die Klasse hält?
Die letzten Spiele haben Mut gemacht. Da standen wir hinten wieder sicher und haben uns vorne Chancen erspielt und Tore gemacht. Da müssen wir nach der Pause anknüpfen.

Gespräch: Jens HIRSCH



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