09.Trier-RWE

Eintracht Trier - FC Rot-Weiß Erfurt 2:0

Wieder verloren, wieder zu null: Für den FC Rot-Weiß scheint die 2. Bundesliga eine Nummer zu groß. Doch der Auftritt in Trier gibt trotz der 0:2-Niederlage ein wenig Anlass zur Hoffnung.
Es gibt immer wieder Beispiele, die alte Fußball-Weisheiten neu unterstreichen. Eine davon ist das fehlende Glück von Mannschaften, die unten drinstehen. Diese schmerzhafte Erfahrung mussten die Erfurter gestern in Trier machen. Da wiesen sie gegenüber den beiden Pleiten in Unterhaching (0:4) und gegen Aue (0:3) eine deutliche Leistungssteigerung nach. Doch wieder standen sie am Ende mit leeren Händen da. Das Leder wollte trotz zahlreicher Chancen erneut nicht ins gegnerische Tor. Und wie es dann so oft kommt, wird das knallhart bestraft - ein weiteres ungeschriebenes Gesetz im Fußball-Handbuch.




 

"Wir haben unzählige Ecken und nichts passiert. Die haben eine und machen sie rein", schüttelte der machtlose Torhüter René Twardzik den Kopf. Verteidiger Torsten Traub ("ab da ist nichts mehr gelaufen") sah das 0:1 ebenfalls als vorentscheidend an: "Da hat die Zuteilung gefehlt." Wer den kurz zuvor eingewechselten Pekovic vergessen hatte, wollte niemand sagen. "Fakt ist, dass die Zuordnung nicht gestimmt hat", sagte Angelo Barletta. Ein Manko, auf das Twardzik vor dem Eckball mehrfach lautstark hingewiesen hatte. Doch um den Trierer Torschützen wollte sich niemand kümmern.




 

Es sind eben häufig solche Standardsituationen, die eine Partie zwischen zwei gleich starken Teams entscheiden. "Ich weiß nicht, warum es bei uns mit dem Tor nicht klappt", meinte ein trauriger und zugleich ratloser Najeh Braham, der sich seine Rückkehr an die Mosel wahrlich erfolgreicher vorgestellt hatte. "Ein Punkt war das Minimum", sagte der Tunesier, der mit Applaus begrüßt und auch mit Beifall verabschiedet wurde.




 

Den Eintracht-Fans fiel es leicht. Ihre Mannschaft hatte nach der 0:4-Schlappe gegen Aachen jenen Schalter zum Positiven umgelegt, auf den René Müller vor dem Spiel gehofft hatte. Der 45-Jährige blieb gestern nach dem Abpfiff noch minutenlang auf dem blauen Trainerstuhl sitzen, trank in sich gekehrt an seiner Wasserflasche und ließ das Geschehen Revue passieren. Obwohl er eine Menge versucht hatte, blieb es ohne Erfolg. Die Rückkehr zu der Viererkette, die zum Saisonauftakt in Saarbrücken den bislang einzigen Sieg (2:0) sichergestellt hatte, nutzte trotz einer größeren Abwehrstabilität nichts. "Fußball wird durch Tore entschieden", sah es Traub nüchtern und verwies auf die beiden Standards, die zu den Trierer Treffern geführt hatten. Auch des Trainers Mut, mit Swen Hartwig und dem Brasilianer Alex zwei jungen Talenten aus dem Landesliga-Team eine Chance zu geben, wurde nicht belohnt. In der Offensive sprang nichts Zählbares heraus. Vor allem in der 2. Halbzeit waren die Erfurter harmlos, die zwei Tore brachten sie spielerisch völlig von der Linie ab.




 

Zumindest der Kampf stimmte, aber das ist ja auch das Mindeste - vor allem in der jetzigen Lage. Und so betonte Müller: "Die Mannschaft hat Herz gezeigt." Kapitän Rudi Zedi pflichtet ihm bei, trotz des Ausgangs machte er sogar Fortschritte aus: "Die Truppe hat bewiesen, dass sie lebt. Sie ist nach den schlechten beiden Spielen aufgestanden. Wenn wir gegen Aachen am Mittwoch so engagiert auftreten, wird es für den Gegner schwer, die drei Punkte aus dem Steigerwaldstadion mitzunehmen." Ein mutiger Vorausblick in der jetzigen Situation. Aber irgendwie erinnerten solche Sätze auch an Durchhalteparolen, wie sie immer wieder von Teams zu hören sind, die ganz unten angelangt sind.




 

Doch fest steht: Die Zuversicht existiert noch in der Erfurter Mannschaft. Die "klaren Augen", die Müller gefordert hatte, waren trotz der großen Enttäuschung zu sehen. Das spürten auch die nach Trier mitgereisten 250 Thüringer Anhänger, die nach Ende der neunzig Minuten weder auf ihre Spieler schimpften noch sie wie gegen Aue auspfiffen. Stattdessen gab es gegenseitig aufmunternde Worte am Stadionzaun. Jetzt kann es ja auch nur noch besser werden.




 

Trainerstimmen

Müller (Erfurt): "Gleich in der ersten Minute hätten wir in Rückstand geraten können. Die Trierer vergaben die Möglichkeit. Dann habe ich 44 Minuten eine gut spielende Erfurter Mannschaft gesehen. Wir hatten auch Chancen, doch vergaben unsere Möglichkeiten. Dazu ein guter Trierer Torwart, der selbst Zedis Kopfball meisterte. Nach der Führung der Gastgeber kamen wir nicht mehr ins Spiel. (zur Nichtberücksichtigung Hebestreits: Ich habe mich für die Stürmer entschieden, die sich in der Woche angeboten haben.)"

Linz (Trier): "Das war die richtige Antwort auf die Klatsche vor einer Woche. Ich bin mit meiner Mannschaft zufrieden, weil sie das Spiel nicht aufgab, auch als es zu kippen drohte."




 

Statistik

Tore: 1:0 Pekovic (63.), 2:0 Racanel (77.)

Eintracht Trier: Kresic - Marell, Mamic (69. Latinovic), Budisa, Pelzer - Reis (59. Pekovic) - M. Keller, Grzeskowiak, Racanel - Patschinski, Labak (62. Klasen)

FC Rot-Weiß Erfurt: Twardzik - Fall, Richter, Traub, Bürger - Zedi (74. Pedroso), Barletta (84. van Buskirk) - Onwuzuruike (56. Hartwig), Glöden, Kreuz - Braham

Zuschauer: 5.350 (250 RWE)



Angemerkt

Tiefer geht´s für einen Tabellenletzten nicht mehr. Das könnte das Einzige sein, woran sich der FC Rot-Weiß nun noch klammern kann.
Aber bei aller Ironie, die sich in so einer Lage notgedrungen breit macht, an der beunruhigenden Realität ändert das nichts. Denn der Abwärtstrend bis zum jetzigen 18. Platz hält seit Wochen an und Besserung ist kaum in Sicht. Wer acht Spiele in Folge ohne Sieg ist, wer in den letzten drei Partien neun Treffer kassiert und in diesen 270 Minuten kein Tor geschossen hat, der steckt in einer tiefen Krise.
Sich das einzugestehen, wäre die erste Voraussetzung, um den dringend notwendigen Wandel herbeizuführen. Wer denkt, allein mit einem gemeinsamen Frühstück den Teamgeist neu zu beschwören, der irrt. In dieser Mannschaft stimmt es nicht - Neid und Eifersüchteleien bestimmen inzwischen den Alltag. Und das ist der entscheidende Unterschied zum Zustand noch vor wenigen Wochen. Die ständigen personellen und taktischen Umstellungen, das Verbannen von einstigen Leistungsträgern auf die Bank oder gar Tribüne beschleunigen dabei die allgemeine Verunsicherung. Insofern ist mehr denn je auch René Müller gefordert. Denn wenn nicht der Trainer, wer soll es angesichts eines führungsschwachen Vorstands dann ändern?
Zeit zur Besinnung und für die Wende ist jedenfalls nicht mehr vorhanden. Denn im nächsten Jahr würde es auch für einen Tabellenletzten noch tiefer gehen. Zurück in die Regionalliga.

24.10.2004 Von Gerald MÜLLER



08.RWE-Aue
10.RWE-Aachen