08.RWE-Augsburg

FC Rot-Weiß Erfurt - FC Augsburg 1:0

Verkehrte Welt im Steiger-waldstadion: Rot-Weiß bezwingt Aufstiegsaspirant Augsburg mit 1:0, bleibt damit zum fünften Mal in Folge ungeschlagen, rückt auf den vierten Tabellenplatz vor - und wird von den eigenen Fans ausgepfiffen.

Zu Recht? Viele meinen ja. Ich sage ganz klar NEIN! Sicher hätte auch ich mir ein Fußballfest gewünscht, sicher wäre mir ein 3:0 oder 4:0 lieber gewesen, sicher hätte es auch eigentlich auch so ausgehen müssen, aber letztlich haben wir gewonnen. Wir haben 3 Punkte mehr auf unserem Konto. Vor dem Spiel wäre ich zufrieden mit einem Punkt gewesen. Die Mannschaft selbst wird nicht glücklich über ihr ideenloses und erfolgloses Spiel nach vorn sein. Kritik ist da sicher auch angebracht aber Beschimpfungen übelster Art, wie ich sie im Stadion gehört habe, sind das Allerletzte was unsere Mannschaft verdient hat. Auf solche Zuschauer, ich sage mit Absicht nicht FANS, können wir gern verzichten. Ein echter FAN steht immer hinter und zu seiner Mannschaft.

Thorandt hatte nach einem rüden Foul an der Mittellinie gegen Fall das Augsburger Trio komplettiert, welches von Bundesliga-Schiedsrichter Weiner mit Rot des Platzes verwiesen wurde. Zuvor waren bereits Löring nach einer Notbremse an Kresin sowie Bick, der Fall rücksichtslos von hinten in die Beine gesprungen war, vorzeitig zum Duschen geschickt worden.

"Hätte man in den bisherigen Spielen immer so gepfiffen, wären diese mit elf gegen sechs geendet - aber zu unseren Gunsten", sah sich Augsburgs Trainer Ernst Middendorp klar benachteiligt. Während Kresin bei Lörings Zupfer etwas nachhalf, bestand bei den bösen Attacken gegen Fall kein Zweifel an der Berechtigung der Feldverweise. Beide Male war der Ball vom flinken Erfurter längst gespielt.



 

René Müller: er traf gegen seine alten Kollegen!

Doch die numerische Überlegenheit tat weder den Rot-Weißen noch dem Spiel gut. Es war nach 25 Minuten von der Taktik geprägt. Augsburg zog sich weit in die eigene Hälfte zurück, verdichtete geschickt und lauerte auf Konter. Die Gastgeber, bei denen Okic für Kaiser in der Anfangself stand, wirkten hilflos im Bemühen, die großen Räume zu nutzen. Statt Ball und Gegner laufen zu lassen, wurde das Tempo verschleppt (Fuchs, Okic). Statt zu kombinieren, wurden Zweikämpfe gesucht. Statt mit konsequenten Flügelläufen den Gegner unter Druck zu setzen, wurden hohe Flanken nach dem Prinzip Zufall in den Strafraum geschlagen (Traub). Diese Ideenlosigkeit machte es den Schwaben leicht, die Gefahr vom eigenen Tor fern zu halten.

"Die Qualität des Kaders reicht nicht aus, um solche Situationen souverän zu lösen", fand Trainer René Müller deutliche Worte. Sein Team sei taktisch an Grenzen gestoßen und habe erneut mit den Chancen Schindluder getrieben. Fünf Hochkaräter in der Schlussviertelstunde - drei davon allein von Neitzel vergeben - genügten nicht, um das Sicherheit bringende 2:0 zu erzielen. So saß Spielern wie Fans bis zum erlösenden Abpfiff die Angst im Nacken; die Angst vor dem wiederholten Ausgleich, der zuvor das Weiterkommen im DFB-Pokal sowie zuletzt vier Meisterschafts-Punkte gekostet hatte.



 

Dass trotz einer Großchance von Reeb (71.) diesmal ein Sieg heraussprang, tröstete ein wenig über die schwache Leistung hinweg. Und einer konnte sich sogar freuen: Mit seinem dritten Saisontreffer war Stürmer René Müller zum Matchwinner avanciert - ausgerechnet gegen seine ehemaligen Kollegen. Bei Twardziks Abschlag hatte sich Löring verschätzt und Müller trotz Ehlers´ Bedrängnis den Ball exakt in den Winkel platziert. Später setzte der Linksaußen den 16-m-Freistoß nach Lörings Hinausstellung ans Lattenkreuz.

"Er schwankte zwischen Weltklasse und Kreisklasse", ärgerte sich Trainer Müller über leichtsinnige Ballverluste seines Namensvetters nach der Halbzeit. Prompt folgte dessen Auswechslung und später die Bewährungschance für insgesamt drei neue Offensivkräfte.

Doch auch sie vermochten es nicht, die Barriere, die das zweite Tor seit Wochen versperrt, aus dem Weg zu räumen.




 

Trainerstimmen

Müller (Erfurt): "Ich wünsche der Gästemannschaft trotz der drei Feldverweise für die Zukunft alles Gute. Meine Mannschaft machte trotz der vielen Chancen nur ein Tor. Das ist uns jetzt zum vierten Mal passiert. Intern werden wir in der Mannschaft über die Leistungen der katastrophalen zweiten Halbzeit noch sprechen. Noch fehlt bei uns die Qualität, also müssen wir weiter arbeiten. Die Chancenverwertung war miserabel."

Mittendorp (Augsburg): "Wir haben uns aus dem nichts auf die Verliererstraße gebracht. Ein gravierender Fehler von Löhring ermöglichte das Gegentor. Eigenartig waren die vielen gelben und roten Karten. Ohne sie zu verwarnen, wurden drei meiner Spieler des Feldes verwiesen. Bisher wurde meine Mannschaft kritisiert, dass sie sich in den Auswärtsspiele zu wenig gegen die drohenden Niederlagen gestemmt habe. Heute stemmte sich jeder meiner Spieler gegen die Niederlage. Wir haben trotz des Spielverlustes heute viel gewonnen."


Statistik

Tore: 1:0 Müller (16.)

rote Karte: Löring (25./A) Notbremse, Bick (34./A) brutales Foul, Thorandt (64./A.) Foul

FC Rot-Weiß Erfurt: Twardzik - Fall (65. Neitzel), Gansauge, Richter, Traub - Kresin, Zedi, Okic (72. Hopp) - Fuchs - Hebestreit, Müller (62. Leopold)

FC Augsburg: Miletic - Ehlers, Reis, Wenzel - Bode, Reeb (73. Alder), Thorandt, Löring, Bick, Konjevic (65. Collins) - Coulibaly (36. Damm)

Zuschauer: 2.865


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