Im August rüsteten die 44 Teams der zwei deutschen Eliteklassen zur ersten Saison nach dem Zusammenschluss der beiden Verbände aus West und Ost. Mit dabei auch die Thüringer Klubs aus Jena und Erfurt, die sich zwei Monate zuvor gegenseitig zum Erreichen des begehrten Zieles „Bezahlter Fußball“ beglückwünscht hatten.
Hinter dem FC-Rot-Weiß lag damals die mit Abstand erfolgreichste Saison seiner zu diesem Zeitpunkt gerade 25jährigen Vereinsgeschichte. Vor ihm die größte Herausforderung, der er sich je stellen musste. Es galt, den beeindruckenden Leistungssprung der vorangegangenen Serie zu bestätigen, den Verbleib im bezahlten Fußball zu sichern und im erstmals erreichten Europacup achtbar zu bestehen.
Zusätzlichen Jubel löste im Klub und seinem Umfeld die Nachricht vom ersten Gegner im DFB-Pokal aus: Mit Schalke 04 kam einer der traditionsreichsten deutschen Fußballvereine nach Erfurt. Ein Traumlos. Festwochen waren für den Fußball der Thüringer Landeshauptstadt angesagt. Doch ihr Glanz sollte schnell verblassen. Der Start in die zweite Bundesliga ging total daneben, zum traurigen Höhepunkt wurde die 0:5-Heimniederlage gegen den FSV Mainz 05. Nur vier Tage nach dieser Schlappe gab der sensationelle 2:1-Sieg über das Schalker Bundesligateam noch einmal Hoffnung.
Da kamen ins Steigerwaldstadion noch einmal 14000 Zuschauer, die das 1:0 von Uwe Abel, den Ausgleich der Gäste durch Alexander Borodjuk, und schließlich das Siegtor Karsten Böttchers sahen. Rot-Weiß-Kapitän Karsten Sänger sprach danach von einer Trendwende, doch die Negativserie in der zweiten Bundesliga lief weiter. Nach sieben Spielen wurde der glücklose Trainer Lothar Kurbjuweit abgelöst, sein Assistent und Nachfolger Rüdiger Schnuphase amtierte nur knapp zwei Wochen.
Der dann nach Erfurt geholte Josip Kuze konnte die Talfahrt zwar bremsen, aber auch nicht mehr für die entscheidende Wende sorgen. Als die Vorrunde abgeschlossen war, stand die Rot-Weiß-Rückkehr ins Amateurlager bereits fest. Die Spiele in der folgenden Abstiegsrunde wurden für die Erfurter zu einer Art Pflichtübung.
Am Ende stand ein Abschied ohne Hoffnung. Präsident Ernst-Ludwig Zeitz hatte schon vorzeitig das Handtuch geworfen, sein Nachfolger Lutz Combe stellte sich nicht zur Neuwahl. Als sich die Mannschaft am Schlusstag mit einem überraschenden 2:1-Auswärtserfolg in Halle von ihrem einjährigen Profigastspiel verabschiedete, hatte der Großteil der Spieler bereits die Verträge mit neuen Vereinen in der Tasche.
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