2003/04

Das Wunder von Erfurt

50 Jahre nach dem „Wunder„ von Bern hat nun auch Erfurt sein Fußball-Wunder. Mit dem FC Rot-Weiß Erfurt steigt eine Mannschaft in die 2. Bundesliga auf, die wohl keiner zu Kreis der Aufstiegsanwärter zählte. Die selbsternannten Favoriten spielten kaum eine Rolle. So die Kickers aus Offenbach die nur knapp dem Abstieg entronnen sind. Auch die Augsburger waren eigentlich eine Enttäuschung, auch wenn sie am Ende nur knapp dem 1. FC Saarbrücken den Vortritt lassen mussten. Überhaupt war diese Regionalliga-Saison eine der merkwürdigsten an die ich mich erinnern kann.




 

Keine Mannschaft, lässt man die Bayern-Amateure mal außen vor, dominierte über die gesamte Saison. Jeder konnte jeden schlagen. Keine Mannschaft hat sich an der Spitze abgesetzt. So konnten wir ein Saisonfinale erleben wie es kein Hollywood-Regisseur besser in Szene setzen kann. Mit einem Ausgang dem jeden Rot-Weiß-Fan die Freudentränen in die Augen trieb. Mit den Erfurtern setzte sich die Mannschaft am Ende an die Spitze, die in der entscheidenden Phase der Saison am kontinuirlichsten spielte und die wenigsten Fehler machte. Die mannschaftliche Geschlossenheit, der Teamgeist waren die Trümpfe der Erfurter. Bei ihnen spürte man den unbändigen Willen zum Sieg und damit zum Aufstieg. Die Wörter Freude und Stolz wurden seit dem 29. Mai 2004, dem Sieg über Saarbrücken, nur noch in ROT und WEISS geschrieben, geschrien, gesungen und gelebt.
Das sich die Mannschaft den Aufstieg verdient hat steht außer Zweifel. Aber wenn sich jemand diesen Aufstieg noch mehr verdient hat, so ist das der ROT-WEISS-FAN schlechthin. Wir sprechen da nicht unbedingt von den Zuschauern die am Ende zum Feiern gekommen waren, sonder von den Fans die seit Jahrzehnten mit und für diesen Verein durch gute und durch vor allem schlechte Zeiten gegangen sind. Solche Fans haben nur wenige Mannschaften in der Regionalliga. Deshalb freut es mich auch, dass mit dem 1. FC Saarbrücken eine Mannschaft den zweiten Aufstiegsplatz erreicht hat, die eine ähnliche Tradition und tolle, zahlreiche Fans hat wie wir. Und auch die Saarbrücker machten es ihren Fans nicht leicht. Erst im letzten Spiel gegen eine starke Schweinfurter Elf machten sie den Aufstieg perfekt. Torhüter Eich avancierte zum absoluten Held diese Partie, als er kurz vor Spielende einen Elfmeter hielt. Ein Treffen der Schweinfurter zum 2:2 hätte das Aus für die Saarländer im Kampf um den Aufstieg bedeutet. Der zweite Aufsteiger wäre dann der FC Augsburg gewesen.

Der „Wunder„-Macher dürfte wohl über jeden Zweifel erhaben sein: René Müller. Er formte eine Mannschaft die diesen Namen auch verdient. Es gibt keine Überflieger, keinen Star beim FC Rot-Weiß. Mit Müller kam wieder Ruhe in die Mannschaft und in das Umfeld des Vereins. Endlich glänzte RWE durch Solidität und nicht durch Skandale in der Öffentlichkeit. Es wuchs eine tolle Gemeinschaft zwischen Mannschaft, Verein und Fans zusammen. Wenn jetzt noch durch diese positiven Entwicklungen große Sponsoren gefunden werden und man die vorhanden Mittel klug und maßvoll einsetzt, muss des Abenteuer 2. Liga kein einjähriges Gastspiel sein. Ansporn und vieleicht ach Vorbild könnte der FC Erzgebirge Aue sein. Zu Saisonbeginn als Abstiegskanditat Nr. 1 gehandelt mauserten sich die Erzgebirgler in der Rückrunde zu einer beständigen und festen Größe in der 2. Bundesliga. Der Verein wird solide geführt und ist dadurch schuldenfrei. Wenn der Erfurter Vereinsführung ähnliches gelingt darf man, und das mache ich als Fan besonders gern, von ganz anderen Dingen (Ligen) träumen. Kein Traum sind die Gegner die auf unsere Jungs warten: Frankfurt, München, Köln, Duisburg, Aachen, Dresden, Aue ..., nicht mehr solche langweiligen Vereine wie Wehen, Schweinfurt, Aalen, Feucht oder Elversberg. Endlich raus aus dieser Dorfliga. Aber Moment mal, gibt es da nicht weiter im Osten an der Saale so ein Uni-Dorf, dass froh wäre in dieser Dorfliga spielen zu können.
SEHT IHR JENA SO WIRD ES GEMACHT, SO WIRD ES GEMACHT, SO WIRD ES GEMACHT!



Abpfiff

Tabellenführer: In der Fußball-Regionalliga Süd waren die Amateure des FC Bayern München das Maß aller Dinge. Die Münchner standen 32 Mal auf dem ersten Rang. Der Neuling 1. FC Eschborn und der VfB Stuttgart eroberten je ein Mal die Spitze.

Tore: In den 306 Begegnungen fielen 898 Tore. Das entspricht einem Schnitt von knapp drei Treffern pro Partie. Die Torgefährlichste Mannschaft waren die Amateure des FC Bayern München mit 71 Treffern, gleichzeitig stellten sie mit 33 Gegentore die beste Abwehr. Auf nur 40 Tore kam FSV Mainz 05 Amateure. Die meisten Treffer in einem Spiel fielen beim 4:4 im Neulingsduell zwischen dem FSV Mainz 05 und dem 1. FC Eschborn (4. Spieltag) und beim 6:2-Erfolg der Bayern über die TSG Hoffenheim (30. Spieltag). Den höchsten Sieg feierte der FC Augsburg am letzten Spieltag mit einem 6:0 bei Eschborn.

Torschützenkönig: Die Münchner Paolo Guerrero Gonzalez und Zvjezdan Misimovic teilen sich mit je 21 Treffern die Krone des Torschützenkönigs. Auf Rang drei kam René Müller vom FC Rot-Weiß Erfurt mit 18 Toren.

Eigentore: Insgesamt zwölf Mal überwanden die Spieler ihren eigenen Schlussmann. Die Amateure des 1. FC Kaiserslautern, Kickers Offenbach, der SV Wehen und Bayern München Amateure schossen zwei Mal ins eigene Tor.

Zuschauer: Insgesamt pilgerten 670 916 Zuschauern in die Stadien. Das ergab einen Durchschnitt von 2192 pro Spiel. Den höchsten Zuschauerdurchschnitt verbuchte der 1. FC Saarbrücken mit 6138 Besuchern pro Spiel. In Kaiserslautern kamen dagegen nur 640.

Karten: Die Schiedsrichter zeigten 998 Gelbe Karten. Die fairste Mannschaft waren die Amateure des VfB Stuttgart mit nur 43 Verwarnungen. Dagegen kassierte der 1. FC Eschborn mit 74 die meisten Gelben Karten.

Platzverweise: Die Unparteiischen zückten 27 Mal die Rote Karte. Zudem gab es 39 Gelb-Rote Karten. Mit insgesamt sechs Platzverweisen verbuchten der 1. FC Saarbrücken und der SV Wehen die meisten Herunterstellungen. Die Saarländer mussten als einziges Team vier Rote Karten hinnehmen. Nur eine Gelb-Rote Karte sahen die Erfurter.

Serien: Die Amateure von Bayern München feierten mit fünf Siegen hintereinander die meisten am Stück. Zudem blieb der Staffelsieger bis zum 19. Spieltag ohne Niederlage. Sechs Mal ohne Punkt verließ Absteiger 1. FC Eschborn den Platz. Am längsten auf einen Sieg musste die SV Elversberg warten, die elf Mal in Serie nicht gewann.

Trainerwechsel: In der abgelaufenen Saison gab es zwölf Trainerwechsel. Gleich zwei Mal geschah das beim Aufsteiger 1. FC Saarbrücken und Kickers Offenbach. Auch beim 1. FC Augsburg, SV Elversberg, den Stuttgarter Kickers, dem 1. FC Schweinfurt 05, den Sportfreunden Siegen, bei den Amateuren des 1. FC Kaiserslautern, dem 1. FC Eschborn und dem SV Wehen kamen während der Spielzeit neue Übungsleiter. In Saarbrücken wurde Horst Ehrmanntraut im November 2003 durch Eugen Hach ersetzt, um dann im April erneut das Ruder zu übernehmen und den Aufstieg perfekt zu machen.




 

Abschlusstabelle

Platz Verein Spiele ge. un. ve. Tore Diff. Punkte
01. FC Bayern München (A.) 34 17 13 4 71:33 38 64
02. FC Rot-Weiß Erfurt 34 15 10 9 52:39 13 55
03. 1. FC Saarbrücken 34 13 14 7 53:44 9 53
04. FC Augsburg 34 15 7 12 57:41 16 52
05. TSG Hoffenheim 34 15 7 12 54:58 -4 52
06. VfR Aalen 34 14 9 11 61:63 -2 51
07. SV Wehen 34 12 13 9 47:47 0 49
08. 1. SC Feucht 34 12 12 10 62:51 11 48
09. Stuttgarter Kickers 34 13 8 13 47:43 4 47
10. SC Pfullendorf 34 13 7 14 45:48 -3 46
11. VfB Stuttgart (A.) 34 13 5 16 44:40 4 44
12. SpVgg Elversberg 34 11 11 12 41.47 -6 44
13. Kickers Offenbach 34 11 10 13 47:53 -6 43
14. FSV Mainz (A.) 34 11 9 14 40:48 -8 42
15. 1. FC Schweinfurt 34 10 11 13 53:58 -5 41
16. Sportfreunde Siegen 34 10 7 17 53:63 -10 37
17. 1. FC Eschborn 34 8 9 17 47:74 -27 33
18. 1. FC Kaiserslautern (A.) 34 8 8 18 43:67 -24 32


Das Aufstiegsteam

Name Position Spiele Tore
Branco Okic Mittelfeld 34 5
Rudolf Zedi Mittelfeld 34 2
René Twardzik Tor 33 0
Ronny Hebestreit Angriff 32 10
Enrico Neitzel Angriff 31 9
Torsten Traub Abwehr 31 0
René Müller Angriff 30 17
Andreas Richter Abwehr 27 1
Michael Hopp Mittelfeld 27 0
Sven Kresin Mittelfeld 26 4
David Fall Abwehr 25 0
Frank Kaiser Abwehr 21 1
Björn Laars Abwehr 21 0
Ralf Klingmann Abwehr 15 0
Henri Fuchs Angriff 14 2
Oliver Glöden Mittelfeld 14 0
Maximilian Nicu Mittelfeld 13 0
Thomas Gansauge Abwehr 12 0
Sebastian Mees Abwehr 9 0
Tomas Szewczuk Angriff 8 1
Georg Leopold Angriff 6 0
Tino Gerke Abwehr 4 0
Caysa da Silva Angriff 2 0
Daniel Rothe Tor 1 0
Andreas Kronenberg Tor 0 0


Zuschauer

Mannschaft Zuschauer Durchschnitt
1. FC Saarbrücken 83.600 4.918
FC Rot-Weiß Erfurt 80.464 4.733
Kickers Offenbach 75.135 4.418
FC Augsburg 48.300 2.841
SF Siegen 46.972 2.763
Stuttgarter Kickers 46.700 2.247
1. FC Schweinfurt 38.993 2.294
TSG Hoffenheim 30.865 1.856
VfR Aalen 28.060 1.651
SpVgg Elversberg 22.200 1.306
1. FC Eschborn 19.800 1.165
SV Wehen 18.930 1.114
SC Pfullendorf 16.665 980
1. SC Feucht 16.150 950
FSV Mainz 05 (A.) 15.950 938
VfB Stuttgart (A.) 15.000 882
FC Bayern München (A.) 14.250 838
1. FC Kaiserslautern (A.) 10.650 626


Best of Torschützen

Torschütze Mannschaft Tore
Guerrero, Paolo FC Bayern München (A.) 21
Misimovic, Zvjezdan FC Bayern München (A.) 20
Müller, René FC Rot-Weiß Erfurt 17
Rogosic, Neno VfR Aalen 16
Blessin, Alexander SC Pfullendorf 15
Demirkiran, Ünal VfR Aalen 15
Thiebaut, Gunther 1. FC Saarbrücken 15
Mesic, Mirnes Stuttgarter Kickers 14
van Buskirk, John SF Siegen 13
Boskovic, Danko 1. FC Kaiserslautern (A.) 13
Popovic, Veselin 1. FC Schweinfurt 13
Abdel Hag, Akram 1. FC Eschborn 13
Hebestreit, Ronny FC Rot-Weiß Erfurt 10
Neitzel, Enrico FC Rot-Weiß Erfurt 8
Okic, Branko FC Rot-Weiß Erfurt 5
Kresin, Sven FC Rot-Weiß Erfurt 4


2002/03
2004/05