30.RWE-Sandhausen

FC Rot-Weiß Erfurt - SV Sandhausen 1:0

Nach drei Niederlagen in Folge und der Beurlaubung von Sportchef Rainer Hörgl gelang Fußball-Drittligist Rot-Weiß Erfurt am Sonnabend endlich wieder ein Erfolg. Das goldene Tor fiel allerdings erst in der 90. Minute.
Erfurt. «Das hat sich doch mal wieder gelohnt», lächelt einer der Tribünenbesucher seinem Bekannten zu, nachdem Erfurts 1:0 in Sack und Tüten war. Gute Laune am Samstagnachmittag, als hätte Rot-Weiß den Gast aus Sandhausen nach allen Regeln der Fußballkunst dominiert. Drei Punkte gegen den Abstieg und Erfurts verrückte Fußballwelt war plötzlich wieder in Ordnung - als hätte es in dieser Saison keine besseren Spiele gegeben.

Spiel eins nach Rainer Hörgl war keine Offenbarung, doch es war ein Schritt nach vorn. Schon vor dem Anstoß versammelten sich Trainer, Feld- und Ersatzspieler, medizinisches Personal und Mitarbeiter des FC Rot-Weiß an der Seitenlinie im Kreis. «Wir wollten den Zuschauern unseren Zusammenhalt demonstrieren», erklärte Interimstrainer Henri Fuchs später. Zugegeben, die Szene jagte so manchem im weiten Stadionrund eine leichte Gänsehaut auf den Körper. Doch mancher wird sich gefragt haben, wieso zeigten sie das erst jetzt, wo der «Buhmann» weg ist?

«Das war eine spontane Aktion», gab Thiago Rockenbach da Silva zu. Jener Mann, der einem schwachen Spiel mit seinem verwandelten Foul-strafstoß in der Schlussminute noch ein glückliches, aber letztlich völlig verdientes Ende gab. Denn die bessere Mannschaft war am Sonnabend klar der Gastgeber. Bei ihm stimmte Kampf und Leidenschaft. Fußballerisch sah man es schon weitaus besser. Doch das war in diesem Spiel nicht gefragt.

Das Duo Henri Fuchs und Torwarttrainer Thomas Köhler hatte im Vergleich zum Jena-Spiel einiges geändert. Der zuletzt gesperrte Dennis Malura spielte wie gewohnt wieder auf rechts in der Abwehr. Neben Manuel Bölstler sicherte Fabian Stenzel vor der Abwehr ab, während Martin Hauswald im rechten und Tino Semmer im linken Mittelfeld das neue Sturmduo Rockenbach und Carsten Kammlott unterstützten. Ein Experiment, das keines für die Zukunft ist, aber diesmal aufging, weil Sandhausen mit seinem Anti-Fußball genau der richtige Gegner an diesem Tag war.

Erfurt startete schwungvoll. Rockenbach gab mit seinem 22-Meter-Schuss, der knapp am Tor vorbei ging (6.), das erste Signal, dem Jens Möckel mit Kopfball nach Rockenbachs Ecke schnell ein weiteres folgen ließ (8.). Das Pulver war danach schnell verschossen. Sandhausen tummelte sich in dieser Phase fast komplett am eigenen 16er, tat dabei kaum etwas für das eigene Spiel nach vorn. Vor allem Kammlott und der junge Thomas Ströhl auf links ließen jedoch nicht locker. Als Kammlott nach einer halben Stunde unwiederstehlich in den gegnerischen Strafraum eilen wollte, holte ihn Sebastian Fischer rüde von den Beinen - und sah Rot (30.). Doch aus der numerischen Überlegenheit schlug Rot-Weiß später kein Kapital. Sandhausen zog sich nun noch mehr zurück, deren Akteure spielten zunehmend bei der kleinsten körperlichen Berührung den sterbenden Schwan, um Zeit zu schinden.

Das Vorhaben schien aufzugehen. Nach dem Wechsel kam Rot-Weiß trotz Überlegenheit zu keiner einzigen Torchance. Man hätte einen Rainer Hörgl in dieser Phase verbal im Stadion in der Luft zerrissen. Doch diesmal war alles anders. Die Geduld der Zuschauer zahlte sich letztlich aus, auch wenn der Strafstoß ein Geschenk des 25-jährigen Schiedsrichters war. Wenn man sein Glück im Notfall erzwingen muss, dann hat der FC Rot-Weiß das am Sonnabend getan. Ob die Fußballwelt in Erfurt aber nach diesem Sieg wieder in Ordnung ist, wird sich zeigen. «Wichtig war, dass wir die Ruhe bewahrt und kein Harakiri gezeigt haben.» Nicht nur Dirk Orlishausen durfte am Sonnabend endlich einmal wieder einmal lächeln.



Thomas Czekalla / 28.03.10 / TLZ



Trainerstimmen

Henri Fuchs (FC Rot-Weiß Erfurt): "Ich muss das alles erstmal sacken lassen. Die Mannschaft hat sich so präsentiert wie es sein muss. Hut ab vor der Mannschaft, sie hat sich nach dem Derby gut gezeigt. Wir wurden für unseren Aufwand belohnt. Diese Einstellung ist die Grundlage, dass wir in den nächsten Wochen da unten rauskommen."

Frank Leicht (Sandhausen): "Wir wollten heute zeigen, dass wir in der Defensive besser stehen als zuletzt gegen Stuttgart. Das ist uns gut gelungen. Wir haben uns eigentlich immer besser auf die schnelle spielweise der Erfurter eingestellt. Als wir sie im Griff hatten, kam die rote Karte für uns. Danach haben wir hervorragend und diszipliniert gearbeitet. Und in der Endphase wurden wir mit einem Faustschlag niedergestreckt. So zu verlieren ist natürlich bitter."



Statistik

FC Rot-Weiß Erfurt: Orlishausen - Malura, Hillebrand, Möckel, Ströhl - Stenzel (80. Lüttmann), Bölstler, Rockenbach, Hauswald (68. Pagenburg) - Kammlott, Semmer

SV Sandhausen: Kirschbaum - Bindnagel, Aygün, Eberlein, Mintzel - Fischer, Fießer (69. Pokar), Blum, Schauerte - Ristic (77. Tausendpfund), Öztürk

Tore: 1:0 Rockenbach (90., FE)

Zuschauer: 3.051

rote Karte: Fischer (30./ SV/ grobes Foul)



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