04.Wolfsburg-RWE

VfL Wolfsburg II - FC Rot-Weiß Erfurt 0:3

Der FC Rot-Weiß schwebt weiter auf Wolke sieben. Mit dem 3:0-Erfolg bei der Bundesliga-Reserve des VfL Wolfsburg bleiben die Erfurter in dieser Saison ungeschlagen und übernahmen wieder die Tabellenführung.




 

Selbst der stets zurückhaltende Pavel Dotchev meinte nach der Partie: "Wir genießen den Moment." Und sein Torhüter André Maczkowiak fügte hinzu: "Auswärts drei Tore zu schießen zeugt von Qualität." Doch beide einte die Ansicht, dass der Sieg beim Aufsteiger "viel zu hoch" ausgefallen ist. Denn fast die gesamte Spielzeit lang gaben die Einheimischen das Tempo vor und waren auch spielerisch überlegen. Ihr Trainer Willi Kronhardt beklagte später, "dass wir es nicht geschafft haben, aus sieben guten Chancen wenigstens ein Tor zu machen". Seine junge Elf habe "viel Lehrgeld gezahlt".Dabei konnten die Rot-Weißen nicht an die starke Leistung gegen Emden anknüpfen. Der Ausfall von Jabiri - mit einer Schultereckgelenks-Sprengung muss er etwa vier Wochen pausieren - wirkte sich auf den Offensivdrang aus. Weil Rockenbach als hängender Spitze wenig gelang, hing Bunjaku meist in der Luft. Und auch die durch den Einsatz von Cinaz verstärkte Defensive war nicht so stabil, wie es sich Coach Dotchev erhofft hatte.So musste der starke Maczkowiak mehrfach Kopf und Kragen riskieren. Zunächst hielt er hervorragend gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Proschwitz (9.). Dann lenkte die Erfurter Nummer eins das Leder mit einem Blitzreflex an den Querbalken, als Rama aus wenigen Metern abstauben wollte (33.). "Da hatten wir auch das Quäntchen Glück", bekannte Dotchev trotz des Lobes für seinen Keeper. Weil dieser wiederum gegen Rama auf dem Posten war, gingen die Rot-Weißen mit einer wichtigen Führung in die Pause.Verantwortlich dafür war der neben Maczkowiak auffälligste Akteur. Vor fast 1500 Zuschauern, darunter etwa die Hälfte aus Erfurt, erwies sich ausgerechnet Wolfsburg als Wolfs Revier. Der wieselflinke Rechtsaußen lief erneut, soweit ihn die Füße trugen. Und das, obwohl er wegen einer Wadenprellung erst am Donnerstag ins Training eingestiegen war. Doch bei Rockenbachs Eckball stand der 24-Jährige am langen Pfosten plötzlich frei und ließ sich die Chance nicht entgehen (23.). Sein drittes Tor im vierten Saisonspiel freute ihn, aber große Sprüche waren von ihm nicht zu vernehmen: "Insgesamt war es ja ein glücklicher Sieg. . ."Allerdings einer, den sich die Erfurter mit einer tollen Moral verdienten. Sie ließen sich weder von Brückners Gelb-Roter Karte nach unmotiviertem Foul an der Mittellinie noch vom folgenden Wolfsburger Anrennen vom Erfolgskurs abbringen. Zunächst bewahrte einmal mehr Maczkowiak seine Mannschaft gegen Brechler vor einem Gegentor. Dann konterten die Rot-Weißen den Kontrahenten klassisch aus. Der ins linke Mittelfeld gerückte Kohlmann scheiterte zwar an Meyer, behielt an-schließend jedoch die Übersicht und legte den zurückspringenden Ball für Bunjaku auf. Und der Schweizer fand mit der Spitze die Lücke zum 2:0 (74.).

Den Endstand besorgte der Ex-Dortmunder dann selbst. Nach einer Kopfballverlängerung des eingewechselten Beck bewies er viel Gefühl und hob das Leder über den VfL-Torwart ins Netz (84.). In den Jubel mischte sich aber auch Ärger über Brückners unnötige Ampelkarte: "Wenn ich jede Woche einen Spieler verliere, stehe ich bald ohne da", sagte Dotchev. Optimistischer klang hingegen sein Torwart: "Wir haben eine Riesentruppe, die den Ausfall von Kumbela und Jabiri weggesteckt hat. Da schaffen wir es auch, Brückner zu ersetzen."Die Wölfe erholten sich langsam, kamen dann aber zu Chancen: Lamprechts Freistoß ließ Maczkowiak prallen, im Nachschuss traf Rama die Querlatte. Öztürks Schuss von der Strafraumgrenze lenkte Erfurts Keeper um den Pfosten (34.).

Kurz nach der Pause verlor Erfurt Brückner wegen wiederholten Foulspiels. Doch Wolfsburg wusste mit den gewonnen Freiräumen wenig anzufangen. Tunc kam aus zehn Metern zum Schuss, traf aber nur Torwart Maczkowiak (65.). Erfurt verlegte sich auf Konter und war erfolgreich. Nach Kohlmanns Sturmlauf traf Bunjaku im Nachschuss (75.) und Kohlmann stellte nach einem von Beck verlängerten Abschlag den Endstand her.



Trainerstimmen

Willi Kronhardt (Wolfsburg): "Es ist schwer, Gedanken zu fassen. In der ersten Halbzeit hat sich mein Team viele Chancen herausgespielt. Aber wir haben es nicht fertig gebracht, den Ball über die Linie zu drücken. In der zweiten Hälfte mussten wir viel Lehrgeld zahlen, gegen ein Team, das vor Erfahrung nur so strotzt. Da haben sich die Jungs um den verdienten Lohn gebracht. Wir müssen aus den Fehlern lernen."

Pavel Dotchev (Fc Rot-Weiß Erfurt): "Wir haben gekämpft und Moral gezeigt. Wolfsburg hat das Spiel vom Tempo her teilweise dominiert, wo wir uns kaum befreien konnten. Dann sind wir mit einem Standard in Führung gegangen. In der zweiten Hälfte haben wir in Unterzahl abwartend gespielt und auf Konter gesetzt. Der Auftritt ist gut gelungen. Jetzt hoffe ich, dass am Freitag gegen Braunschweig 10.000 Zuschauer kommen."



Statistik

VfL Wolfsburg: Meyer, Karimow, Reiche, Kullig, Lamprecht - J. Wemmer (57. Tunc), Evljuskin, Proschwitz - Rama, Hansen (36. Öztürk), Brechler (77. Maaß)

FC Rot-Weiß Erfurt: Maczkowiak - Schnetzler, Nowak, Holst, Kohlmann - Wolf (61. Heller), Peßolat, Cinaz, Brückner - Rockenbach da Silva (67. Beck) - Bunjaku (77. Stenzel)

Tore: 0:1 Wolf (23.), 0:2 Bunjaku (74.), 0:3 Kohlmann (84.)

Karten:
Gelb: Kullig, Hansen, Evljuskin, Öztürk - Rockenbach da Silva, Peßolat
Gelb-Rot: Brückner (47. wiederholtes Foulspiel)

Zuschauer: 1.450

Schiedsrichter: Joerend (Lübbecke)


Bericht: Thüringer Allgemeine



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