29.Mainz-RWE

FSV Mainz 05 (A.) - FC Rot-Weiß Erfurt 0:2

"Wir können es schaffen", schrie ein völlig aufgelöster Fan mit heißer Stimme in Richtung Mannschaft. Der 2:0-Erfolg bei den Mainzer Amateuren hat die Aufstiegs-euphorie um den FC Rot-Weiß nochmals vergrößert.
Es war nur eine Stimme. Aber viele der mitgereisten 800 Fans, die im Mainzer Bruchwegstadion für Heimspiel-Atmosphäre gesorgt hatten, dachten nach dem Abpfiff ähnlich.
Beim Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenten war der Sieg fast schon Pflicht. Die Erfurter konnten ihren Aufstiegsplatz verteidigen und dürfen kommenden Freitag im Spitzenspiel gegen Wehen auf 8000 Zuschauer hoffen (19.30 Uhr).



Auch Trainer René Müller hielt sich nicht lange mit Jubeln auf. "Wir haben eine Woche länger da oben überlebt", lautete sein nüchternes Fazit. Trotzdem: Er hat den FC Rot-Weiß wieder in die Erfolgsspur geführt. So auch in Mainz, als er seinen Namensvetter für den zuletzt treffsicheren Neitzel in die Anfangself beorderte. Und der "Mann mit der Maske" gab ihm dieses Vertrauen zurück. Zunächst verpasste er das Leder nach Okics Eingabe knapp mit dem Kopf (7.). "Da war mir der Pfosten einfach zu nah", beschrieb Müller die Szene später augenzwinkernd. Seine zweite Chance ließ sich der Torjäger jedoch nicht entgehen. Zedis langen Einwurf verlängerte Glöden per Kopf, der am langen Pfosten nur noch zur Führung einnicken brauchte (21.).




 

"Zorro" René Müller diesmal besorgte er das 1:0 für RWE.

Die Einheimischen ließen offensiv indes zu wünschen übrig. Eine Unsicherheit von Laars eröffnete Bolm eine Gelegenheit, die er aber allein vor Twardzik vergab (12.). Ziegners Freistoß (17.) zischte am Winkel vorbei. Gefährlicher waren da die Rot-Weißen. Das 1:0 hatte Sicherheit gegeben. Mit einem abgefälschten Schuss von Hopp (25.) und Glödens Kopfball (27.) - jeweils nach glänzender Okic-Vorarbeit - hätten sie erhöhen können.
Nach der Pause zogen sich die Rot-Weißen zurück. Mainz gab den Ton an, ohne sich allerdings zwingende Chancen herauszuarbeiten. Erfurt verwaltete den dünnen Vorsprung bei Nieselregen und wurde von den Fans mit Dauergesang unterstützt. Brenzlig war es nur bei Ziegners abgefälschtem Schuss aus 25 Metern (68.) und Richters Rettungstat. Der Verteidiger blockte Bediakos Schuss im letzten Moment ab (80.). Wenig später konnte er dann die Entscheidung bejubeln. Der für Müller gekommene Neitzel setzte seinen tollen Lauf fort, als er den Ball nach Hopps Flanke ins kurze Eck beförderte (87.) - sein fünfter Treffer in den letzten vier Spielen. Gegen die Stuttgarter Amateure in der Vorwoche hatte sich das Sturmduo bereits in die zwei Tore geteilt.



Noch lange nach Beendigung der Begegnung sangen die Erfurter freudetrunken: "Wir wollen den Trainer sehen. . .", was dieser ihnen dann auch erfüllte. Nach der Mannschaft bedankte sich auch René Müller für die tolle Stimmung. Minutenlange "Aufsteiger"-Rufe und Gesänge ("René Müller - du bist der beste Mann") rundeten einen beeindruckenden Nachmittag ab.




 

Heimspielcharakter vermitelten die ca. 800 RWE-Fans in Mainz.

Trainerstimmen

Rene Müller (FC Rot-Weiß Erfurt): "Ich bin froh, dass wir drei Punkte geholt haben, damit bleiben wir im Kampf um die Aufstiegsplätze mit vorn. Die erster Halbzeit ging ganz klar an uns. Hätten wir in der 20. Minute unsere Chance besser ausgespielt, dann hätten wir nach dem Wechsel nicht solche sorgen bekommen. Es schien, als wenn wir zwischen 55. und 80. Minute in ein Loch gefallen sind; aber der 2:0 Erfolg ist dennoch verdient."

Colin Bell (Mainz): "Wir haben unnötigerweise dumme Tore erhalten. Einmal stand Müller goldrichtig, als er einen Einwurf ins Tor bugsierte und beim zweiten Treffer wurde Neitzel nicht konsequent gedeckt. Was nutzte uns, dass wir optisch nach der Pause die bessere Mannschaft waren, wenn wir am Ende mit leeren Händen dastehen."



Angemerkt

Erfurt wie es singt und lacht. In der Partnerstadt Mainz haben rund 700 Thüringer gezeigt, dass auch sie ausgelassen feiern können - und das sogar außerhalb der Karnevalszeit. Die Rot-Weiß-Euphorie hat aber längst noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Sie wird steigen und steigen - zumindest erst einmal bis zum Freitag Abend.
Die Voraussetzung dafür wurde durch die Mannschaft selbst geschaffen, die mit sympathischem Auftreten und erfolgreichem Spiel schon jetzt manch verdrossenen Anhänger wieder zurückgeholt hat. Auf den Rängen und auch immer mehr im Umfeld des Vereins wird mit feinem Gespür registriert, dass auf dem Rasen ehrliche Arbeit abgeliefert wird.
Dass diese am Tag der Arbeit auch noch mit Punkten belohnt wurde, ist wertvoll - hat jedoch an der Gesamtsituation wenig geändert. Ein in etwa gleich starkes Quartett kämpft wohl bis zum letzten Spieltag um die zwei Aufstiegsplätze. Dass Rot-Weiß nach dem Neuaufbau überhaupt zu dieser Gruppe gehört, ist schon aller Ehren wert. Doch letztlich wird der Erfolg diese Saison daran gemessen werden, ob der Sprung nach oben gelingt. Dann würde Erfurt erst recht singen und lachen

02.05.2004 Von Gerald MÜLLER



Interview: "Zorro" René Müller

Nach Ihrem 1:0 liefen Sie zu Enrico Neitzel und umarmten ihn. Wollten Sie ihn trösten, weil Sie ihn aus der Anfangsformation verdrängt hatten?
Es war eine spontane Reaktion. Er hätte es genauso verdient gehabt, von Beginn an zu spielen. Niemand hat in der Rückrunde so oft getroffen wie er. Die Tore gönne ich ihm genauso wie er mir. Solch einen Zusammenhalt habe ich zuvor noch nie erlebt.
Beim Blick auf die Ergebnisse der Mitbewerber war der Sieg in Mainz fast notwendig?
Wir können ja nicht davon ausgehen, dass die Konkurrenz immer patzt. Es war klar, dass wir auswärts irgendwann gewinnen müssen, um unsere Chance zu wahren. Dennoch bin ich überzeugt, dass es spannend bleibt - bis zum letzten Spieltag.
Sie trafen zum 14. Mal in dieser Saison. Behindert Sie Ihre Gesichtsmaske gar nicht?
Nein. In Mainz war es aber nur noch eine Vorsichtsmaßnahme. Gegen Wehen werde ich voraussichtlich ohne sie auflaufen.
Ein echtes "Endspiel"?
Eines von fünf. Der Druck ist sehr groß. Aber ich genieße ihn. Denn diese Situation haben wir uns mit einer Riesen-Saison er- arbeitet. Jetzt können wir auf der Zielgeraden alles klar machen. Ich freue mich auf Wehen, verspüre richtig Lust auf das Spiel und hoffe natürlich auf viele Zuschauer. Die Stimmung in Mainz war ja schon sensationell.

Gespräch: Marco ALLES



Statistik

Tore: 0:1 Müller (21.) 0:2 Neitzel (87.)

FSV Mainz 05 (A): Hoffmeister – Baude, Bulajic, Neustädter, Ziegner - Kegel, Probst (22. Speranza), Kühne, Maas (74. Kurbjuweit) – Bolm (80. Herzog), Bediako

FC Rot-Weiß Erfurt: Twardzik – Fall, Richter, Laars, Klinkmann (80. Traub) – Zedi, Glöden, - Hopp, Hebestreit, Okic (87. Nico) – Müller (83. Neitzel)

Zuschauer: 1.500 (davon ca 800 aus Erfurt)

Schiedsrichter: Pflaum (Hallstadt),



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