19.RWO-RWE

Rot-Weiß Oberhausen - FC Rot-Weiß Erfurt 4:3

35 Treffer in acht Partien gab es noch nie. An dem neuen Torrekord am 19. Spieltag der 2. Liga hatte der FC Rot-Weiß einen gehörigen Anteil. Beim gestrigen 3:4 in Oberhausen präsentierte der Aufsteiger ein neues Gesicht - vorne hui, hinten pfui.

Die Tristesse passte zum Ergebnis. Dunkle Wolken, Nieselregen, kalter Wind - in Oberhausen herrschte schmuddeliges Ruhrpott-Wetter. Und wie begossene Pudel schlichen auch die Erfurter vom Platz. Kopfschüttelnd, sauer, frustriert, mit sich und dem eigenen Schicksal hadernd. Die richtungsweisende Partie im Kampf um den Klassenerhalt hatte nicht der direkte Konkurrent gewonnen, man hatte sie selbst verloren.




 

"Wer auswärts drei Tore schießt, muss mindestens einen Punkt mitnehmen", befand Manager Stephan Beutel. Eine Einschätzung, der niemand widersprach. Erklärungen für die verrückten neun Minuten vor der Pause, in denen die Mannschaft wie ein Absteiger auftrat, konnte aber keiner geben. "Abwehrverhalten war in dieser Phase nicht vorhanden", meinte Andreas Richter und wirkte ratlos. Mit eklatanten Fehlern luden er und seine Nebenleute den alles andere als starken Gegner zum Toreschießen ein.Dabei hätte es für die Erfurter gar nicht besser losgehen können. Resolut in den Zweikämpfen und schnörkellos im Vorwärtsgang ließen sie in der Anfangsphase kaum etwas zu. Und als Ralf Klingmann aus 22 Metern abzog und das Leder exakt in den Winkel platzierte (24.), schien alles für die Gäste zu laufen. Bis gestern hatte das Team nämlich kein Spiel verloren, in dem es in Führung gegangen war.




 

Doch diese Stabilität in der Defensive vermisste man diesmal gänzlich.Eine Reihe von dicken Patzern baute den Namensvetter aus dem Westen Deutschlands auf. Zunächst wurde der aufgerückte Tieku auf der rechten Abwehrseite vergessen, seine Kopfballablage nahm Keita direkt und knallte den Ball unter die Latte (36.). Nur eine Minute später genügte Oberhausen ein Pass aus der eigenen Hälfte, um die gesamte Rot-Weiß-Deckung auseinanderzuhebeln. Der durchgebrochene Keita schob an Claus Reitmaier vorbei zum 2:1 ein. Zu allem Überfluss nutzte der frei stehende Frommer das heillose Durcheinander im Strafraum kurz vor dem Wechsel zum 3:1. Dabei sah der Erfurter Torwart ebenfalls nicht glücklich aus, war von seinen Vorderleuten allerdings auch im Stich gelassen worden.Trainer René Müller reagierte in der Halbzeit, brachte für die enttäuschenden David Fall und Ronny Hebestreit die offensiveren George Koumantarakis und Pavel David.




 

Alles oder nichts hieß die Devise - und mit diesem Engagement gingen die Rot-Weißen zur Sache. Mit zwei Stürmern wurden die Angriffsaktionen auch zwingender. Für den 2:3-Anschluss durch Senad Tiganj zeichnete ein erfolgreiches Forechecking verantwortlich. Den allein auf Adler zulaufenden David konnte Wimmer nur umstoßen, den fälligen Elfmeter versenkte der slowenische Neuzugang sicher ins Eck (56.)."In dieser Phase haben wir bewiesen, dass wir an uns glauben", meinte Kapitän Rudi Zedi und verwies auf den spürbaren Willen zur Aufholjagd. Plötzlich wankten die Gastgeber beträchtlich, ging im Niederrheinstadion die Angst vor dem 3:3 um. Doch in jener Phase, in der die Mannschaft Herz zeigte, half sie erneut dem Gegner. Einen 40-m-Freistoß Keidels, der hoch in den Strafraum segelte, verlängerte ausgerechnet Zedi per Kopf zum entscheidenden 2:4 ins eigene Tor (65.). "Ich kriege zuvor einen Stoß in den Nacken", begründete er die unglückliche Aktion. Sie passte aber zu der Begegnung, in der allein die Erfurter Unzulänglichkeiten den Platzherren zum Sieg verhalfen.Anschließend war das Bemühen spürbar (Schnetzler, David), doch das Ergebnis stand fest. Daran änderte auch Zedis 3:4 in der Schlussminute nichts, als er einen David-Freistoß mit der Schulter ins Eck verlängerte. Wer an einen Kontrahenten, der selbst alles andere als sicher und selbstbewusst war, solche Geschenke verteilt, braucht sich über den Ausgang nicht zu wurden. Und ist in dieser Verfassung auch nicht zu retten.




 

Damit der Zustand nicht so bleibt, lieh Rot-Weiß gestern Abend Markus Dworrak (27) von Bundesligist Mainz aus. Beide Clubs einigten sich auf das Leihgeschäft über den 27-jährigen Mittelfeldspieler bis Saisonende, vereinbarten aber zu den Details Stillschweigen. Dworrak kam in dieser Saison nur zu drei Einsätzen in der Bundesliga, dürfte als mitspielender Stürmer jedoch eine Verstärkung sein. Dagegen ist sich der Klub mit dem slowenischen Mittelfeldakteur Zoran Pavlovic fast einig. Der 28-Jährige kommt wie Tiganj aus Ljubljana und brachte es bislang auf 27 Einsätze für seine Nationalmannschaft. Manager Beutel wollte gestern Abend weder die eine noch die andere Verpflichtung offiziell bestätigen. Doch angeblich geht es nur noch um die Klärung einiger finanzieller Details.Die schönsten Bilder vom Rot-Weiß-Spiel gibt es in unserer Diaschau im Internet unter

30.01.2005 Von Marco ALLES




 

Statistik

RW Oberhausen: Adler, Wimmer, Cichon, Tieku, Keidel, Salifou, Rietpietsch, Montero, Haeldermans, Keita, Frommer

FC Rot-Weiß Erfurt: Erfurt: Reitmaier - Fall, Richter, Traub, Klingmann - Zedi, Glöden - Schnetzler, Hebestreit, Bürger - Tiganj

Tore: 0:1 Klingmann (23.), 1:1 Keita (37.), 2:1 Keita (38.), 3:1 Frommer (44.), 3:2 Zedi (90+1.)

Einwechselungen: 72. Simioni für Keita, 72. Ouedraogo für Frommer, 84. Velichkov für Rietpietsch - 46. David für Fall, 46. Koumantarakis für Hebestreit, 68. Barletta für Glöden

Schiedsrichter: Schößling

Zuschauer: 4080

Gelbe Karte(n): Tiéku, Wimmer - Glöden, Traub



Trainerstimmen

Rene Müller (FC Rot-Weiß Erfurt): "Es war ein verrücktes Spiel. Meine Spieler nahmen sich eine 20-minütige Auszeit nach der Führung. Dabei wäre ein Fehler noch zu verstehen gewesen, doch die Anzahl, die unsere Mannschaft produzierte, reichte einfach aus, um uns zu besiegen. Da nützte auch ein Spiel mit Herz nach der Pause nichts mehr. Ich denke, dass sich unsere Mannschaft aber nicht aus der Bahn werfen lässt und am kommenden Sonntag gegen Essen versucht, alles wieder zu egalisieren."

Eugen Hach (Oberhausen): "Wir hatten in der ersten Halbzeit eine 20-minütige Schlafpause. Wir müssen endlich lernen, unseren Gegner im Mittelfeld eher zu stören. Wir haben zwar unsere Qualitäten aufblitzen lassen, doch die Zufriedenheit machte uns nachlässig. Das Positive: Wir haben jetzt endlich mal die Abstiegsplätze verlassen."




 

18.RWE-Saarbrücken
20.RWE-Essen