05.Fuerth-RWE

SpVgg Greuther Fürth - FC Rot-Weiß Erfurt 2:0

Das flaue Gefühl in der Magengegend kam nicht von ungefähr. Rot-Weiß-Geschäftsführerin Karoline Fröhlich ahnte schon vor dem Anpfiff, was sich später auf dem Feld bewahrheiten sollte. Da wurden die Erfurter in der ersten Halbzeit regelrecht vorgeführt. Und Greuther Fürth brannte ein Offensiv-Feuerwerk ab, dem der Aufsteiger nichts entgegenzusetzen hatte. "Schläfrig ergeben" hätte sich seine Mannschaft, lautete die Analyse von Trainer Rene Müller. Obwohl es in ihm richtig brodelte, wirkte er sichtlich gefasst und gratulierte brav dem "würdigen Tabellenführer, der am Ende um den Aufstieg mitspielen wird". Mit der Kritik an seinen Akteuren hielt sich Müller zurück. Dabei waren sie gegenüber der starken Partie gegen 1860 München nicht wiederzuerkennen. Alles, was sie da ausgezeichnet hatten, schien verflogen. In punkto Zweikampfhärte, Spieltempo und Ballsicherheit sah es nach einem Klassenunterschied aus.




 

Marcus Feinbier erzielt unbedrängt das 2:0.

"Wir standen nicht eng genug am Mann", meinte der Coach zu den Freiräumen, die den Fürthern besonders in der Anfangsphase gewährt wurden. Doch die Rot-Weißen standen nicht nur zu weit weg von ihren Kontrahenten, sondern waren auch weit weg von ihrer Normalform. Nach 20 Minuten war das Glück aufgebraucht: Da kassierte der Aufsteiger, der trotz der enttäuschenden Vorstellung von den mitgereisten 800 Fans pausenlos angefeuert wurde, den ersten Gegentreffer in dieser Saison aus dem Spiel heraus. Vor allem über die linke Abwehrseite (Bürger) kamen die Gastgeber immer wieder gefährlich auf. Eine Flanke nach der anderen segelte ins Zentrum, wo das bislang so überzeugende Tandem Richter/Traub von einer Verlegenheit in die andere fiel.




 

Wie überfordert die Erfurter waren, zeigten die Gelben Karten. In den bisherigen vier Begegnungen waren sie insgesamt erst zwei Mal verwarnt worden, allein im gestrigen ersten Abschnitt zückte Schiedsrichter Schriever drei Mal den Karton. Zu allem Überfluss sah Traub in der Schlussphase nach einem Foul an Westermann noch die Ampelkarte. "Das ist bitter", sagte der 28-Jährige kleinlaut, fühlte sich aber ungerecht behandelt. Bei der ersten Verwarnung sei er "zehn Meter weit vom Geschehen" entfernt gewesen, musste jedoch für den Zupfer Kresins an Hilbert büßen. Durch das Gelb-Rot wird nun die bewährte Rot-Weiß-Innenverteidigung gesprengt, am Freitag gegen Ahlen dürfte Akoto sein Debüt von Beginn an geben.




 

Der Neuzugang kam gestern nach dem Wechsel bereits für den völlig indisponierten Glöden in die Partie und hätte sich sein erstes Spiel "etwas anders vorgestellt". Doch Fürth sei zu aggressiv in den Zweikämpfen gewesen. "Uns hat das Durchsetzungsvermögen gefehlt", mein- te Akoto, der insgeheim auf einen ähnlichen Verlauf wie tags zuvor im Dortmunder Westfalenstadion gehofft hatte. Da waren die Bayern auch nach einem 0:2 zurückgekommen und bejubelten am Ende einen Punkt. Aber Erfurt ist eben nicht München. Und als die Rot-Weißen agieren mussten, wurden ihre Defizite in der Offensive erneut deutlich. Bis auf Brahams Chance in der Nachspielzeit, als er freistehend verzog, gelang ihnen trotz aller Bemühungen nichts Zwingendes.




 

"Uns fehlt vorn die Durchschlagskraft", bekannte Traub. Ganz im Gegensatz zu den "Kleeblättern", die mit Hilbert und Rösler über gefährliche Außen sowie mit Feinbier und Ruman über unberechenbare Strafraumstürmer verfügen. Letzterer ließ sich kurz vor Ultimo zu einem Nachtreten gegen Braham hinreißen und sah Rot. Dennoch bewerteten beide Trainer die Partie keineswegs als unfair. "Vieles war überzogen", sagte Müller. Und Kollege Benno Möhlmann schloss sich ihm an: "Manche Karten hätten nicht sein müssen."
Als Alibi wollte das im Erfurter Lager aber niemand verwenden. Noch bevor sie in den Bus stiegen, betrieben die Spieler schonungslos Selbstkritik, betonten aber gleichzeitig, dass sie die Niederlage nicht umwerfen wird. Klare Worte, denen Taten folgen müssen. Denn der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt nur noch zwei Punkte.




 

Trainerstimmen

RWE-Coach Müller: "Ich hatte vor dem Spiel vor den überfallartigen Angriffen der Fürther gewarnt. Die erste halbe Stunde waren meine Abwehrspieler trotzdem nicht im Bilde. Fürth dagegen spielte mustergültige Angriffe. Eigentlich hätten wir bei der ersten Chance für Fürth nach 45 Sekunden die Stärke der Gastgeber bereits erkennen müssen. Erst in der zweiten Halbzeit klappte unser Spiel besser. Ich habe bis zur letzten Minute auf das Anschlusstor gehofft. Nur: es ist uns nicht gelungen. Das 2:0 ist gerechtfertigt."

Möhlmann (Fürth):
Müllers Gegenüber Möhlmann war natürlich zufrieden: "Wir haben 35 Minuten sehr guten Fußball gespielt. Vor allem das schnelle Umschalten von Defensivarbeit auf Angriff klappte vorbildlich. In der zweiten Halbzeit sahen die Zuschauer ein offenes Spiel."




 

René Müller - seine zu defensive Aufstellung kann keinen Torerfolg bringen - Angsthasenfußball!

Statistik

SpVgg Greuther Fürth: Mavric - Westermann, Votava (29. Reichel), Kleine, Weber - Hilbert, Page, Fuchs (63. Surmann), Rösler - Ruman, Feinbier (87. Eigler)

FC Rot-Weiß Erfurt: Twardzik - Fall (78. Neitzel), Richter (68. Braham), Traub, Bürger - Zedi, Glöden (46. Akoto) - David, Kreuz, Kresin - Hebestreit

Schiedsrichter: Schriever (Otterndorf)

Tore: 1:0 Rösler (21.), 2:0 Feinbier (36.)

Zuschauer: 7600

Rote Karte: Ruman nach einer Tätlichkeit (85.)
Gelb-Rote Karte: Traub wegen wiederholten Foulspiels (82.)



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